Mails 3
Werner Zurfluh
e-mail: Homepage Glossar

BK Bewußtseinskontinuität AKE außerkörperlicheErfahrung (= OOBE)
ND normal dream (ohne BK) KA-BK Körperablösung bei BK (= OOBE)
LD lucid dream (Klartraum - mit BK) SA Struktur A (= Alltag)
OOBE out-of-body-experience (mit BK) SB, SC ... Struktur B, C ... (Ebenen der Anderwelt)

R 12.96

Ich hoffe, Du hast die Zeit dazu, mir ein paar wichtige Antworten zu liefern und mir mehr über Deine Erfahrungen zu schildern. Seit ich mich entsinne, konnte ich noch nie die allgemein geläufigen Glaubensdogmen meiner Umwelt einfach so hinnehmen, habe mir ständig Gedanken über den Sinn des Lebens gemacht und war mir immer bewußt, daß es da noch viel viel mehr geben muß als das alltägliche Leben.

Einige Deiner Sorgen sind auch in den "Quellen der Nacht" beschrieben - so wie ich sie erlebt habe (in einer Zeit, als in unseren Breitengraden beinahe niemand etwas von OOBEs wissen wollte).

Jahrelanger Einfluß von Persönlichkeitstrainings, die ich im Betrieb meines Vaters mitbekommen habe, durch Verkaufspsychologie-Vorträge und Seminare während meiner Tätigkeit bei einem Allfinanz-Unternehmen, durch meinen inneren Drang und nicht zuletzt durch die augenöffnende Hilfe verschiedener "Naturwirkstoffe", beschäftige ich mich nun seit etwa 6 Monaten intensiv mit Esoterik.

Neben der Esoterik (und wesentlich wichtiger als diese) sind Deine eigenen Erfahrungen! Bitte beachte in erster Linie diese (nämlich die nächtlichen Erfahrungen wie Träume, luzide Träume, OOBEs und auch sonst alles, was so geschieht). Sie sind Ausdruck des inneren Meisters.

Ich hatte schon früher von der Astraldimension gelesen und auch viel über Außersinnliche Wahrnehmung etc. gehört. Allerdings nahm ich an, daß derartige Fähigkeiten nur von befähigten Menschen oder von solchen, die Jahre ihres Lebens nur dafür verwendet haben, beherrscht werden könnten.

Also um es gleich zu sagen: Ich selber beherrsche diese Dinge nicht - und es liegt mir auch fern, sie beherrschen zu wollen. Vielmehr nehme ich diese Möglichkeiten (dankbar) zur Kenntnis und versuche, sie umzusetzen und mit ihnen zu leben - denn sie bereichern das Leben um sehr vieles bzw um eine bzw mehrere Dimensionen. Das Eindimensionale wird multidimensional!

Durch das Internet habe ich erst begriffen, daß es wircklich in jedem von uns vorhanden ist, und daß wir eigentlich nur aufwachen müssen. Das alles ist mir vollkommen klar. Und bereits nach kurzer Zeit habe ich an mir selber festgestellt, daß es gar kein Wunder, sondern nur neu zu lernende Dinge sind wie Laufen oder Sprechen für ein kleines Kind.

So it is! Nur ist es irgendwie immer noch ein Wunder, denn es ist wundervoll und immer wieder etwas, dem man staunend begegnet.

Ich habe noch viel zu wenig Erfahrungen gehabt, um großartig davon zu erzählen. Bisher waren mir nur kurze, unklare KA´s vergönnt, aber immerhin versuche ich es ja auch erst seit 4 Wochen konsequent.

Du wirst auch bereits schon jede Menge Erfahrungen gemacht haben. Aber wichtig ist nicht die Quantität, sondern der Umgang mit den eigenen Erfahrungen!

Zur Praktik hätte ich natürlich Tausende von Fragen, aber damit möchte ich Dich jetzt nicht belasten. Es geht mir vielmehr um ein anderes Problem, um die Einsamkeit, die von Wissenspaket zu Wissenspaket größer wird. Es ist das Problem, das Du mit niemandem um Dich herum, und sei er noch der liebste Mensch, den Du kennst, großartig darüber reden kannst.

Es haben SEHR viele Menschen wundersame Erfahrungen erlebt. Nur werden sie meist von den "Erwachsenen" - spricht: den an die Gesellschaft Angepassten - vergessen - bzw und schlimmer noch - verdrängt. Ich habe gelernt, dass die Leute sich in dem Moment wieder an ihre bislang unverstandenen Erfahrungen erinnern, wenn man selber beginnt, von ihnen zu erzählen und vor allem zeigt, dass man derartige Erlebnisse ernst nimmt und auch bereit ist, zuzuhören!

Selbst wenn er offen für derartige Dinge ist, so kann er doch nie das empfinden, was Du selbst empfindest. Ich denke, Du weißt, was ich meine - und bist wahrscheinlich oft genug in Deinem Leben auf die gleichen Barrieren gestoßen, als Du versucht hast "Außenweltern" (nicht negativ gemeint) von dieser Welt zu erzählen.

Es ist tasächlich nicht leicht - und irgendwie stösst man doch auf eminente Widerstände, die vor allem darin bestehen, dass die Leute misstrauisch sind und - eben - unehrlich. Aus diesem Grunde, dh um das zu verstehen, habe ich mich mit Erkenntnis- und dann auch mit Kommunikationstheorie (Watzlawick zB) beschäftigt.

Ich meine, am liebsten würde ich jedem meiner Freunde direkt all mein Wissen darüber überspielen, so daß auch alle diese wunderbaren Erfahrungen mit mir teilen könnten, und ich mit ihnen zusammen dazulerne. Aber es ist mir fast unmöglich, darüber zu sprechen, somal die verbale Sprache und vor allem unser Wortschatz für derartige Kommunikation einfach nicht geeignet ist.

Das ist ein grosses Problem und kann wohl nur und vor allem durch die Auseinandersetzung mit der Kommunikationstheorie begriffen werden. Vielleicht ist es gut, sich zu Beginn einfach mal zurückzuhalten und ab und zu mal die in Frage stehenden Dinge sanft anzusprechen - und mal auf die Reaktionen zu achten, die dann geäussert werden.

Die Folge aus alle diesen Schwierigkeiten ist, daß ich alles für mich selber behalten muß und niemandem an meinen Erlebnis teilhaben lassen kann, obwohl ich es ständig immer wieder versuche. Außerdem möchte ich auch nicht zu viel davon erzählen, weil ich doch selber eigentlich ein Schüler in der ersten Klasse bin.

Jep - zu meiner Überraschung fanden sich hier im Internet doch viele Menschen, die bereit gewesen sind, von ihrem Erleben zu erzählen. Ich selber versuche ja irgendwie zu zeigen, dass es sehr wohl möglich ist, vom eigenen Erleben zu berichten (ich warte jedoch jeweilen so ca 10 Jahre ab und setze mich selber mit dem Erlebten auseinander, bis ich an eine breitere Öffentlichkeit gehe). Manchmal ist es gut, wenn jemand da ist, mit dem man sprechen kann. Aber zum Glück gibt es noch ne jede Menge Bücher (Schamanismus, Märchen, Mystik zB), in denen Erlebnisse beschrieben sind, die sich bestens mit dem eigenen Erleben vergleichen lassen.

Deine Seite und Deine Erzählungen haben mir sehr geholfen, und als einzigste deutschsprachige Webseite, die ich über dieses Thema gefunden habe, bekomme ich wenigsten das Gefühl, daß irgendwo da draußen noch Menschen sein müssen, mit denen ich darüber sprechen kann.

Jo - und es gibt eben noch Bücher (ich selber konnte nur auf diese zurückgreifen und habe aber dank diesen gelernt, dass ich mit meinem Erleben keineswegs alleine bin - zum Glück, denn Psychiatrie und Psychologie ist hier kaum eine Hilfe.

Ich habe Auszüge Deiner Texte verschiedenen meiner liebsten Mitmenschen gegeben. Sie wollen durchaus glauben, daß all dies wohl irgendwie möglich sein könnte, aber das war´s halt eben auch schon. Ich kann sie halt nicht dafür begeistern, was ich ja auch verstehe, diese Erfahrungen muß man ganz von vorne Schritt für Schritt machen, das geht nicht einfach so auf einen Schlag.

Und die "lieben Mitmenschen" sind manchmal auch "leicht" überfordert - bei allem höflichen Interesse, das sie an den Tag legen (hier kann man von 'permissiver Toleranz' sprechen).

Aber ich hätte so gerne mal von einem langjährigen Astralwanderer wie Dir gewußt, wie Du damals und heute mit all dem in Bezug auf Deine Mitmenschen klarkommst.

Zu Beginn sehr schwer. Das kannst Du übrigens in meinem Buch nachlesen. Aber mit der Zeit lernte ich, das Problem zu verstehen (hierzu vgl auch die Texte zu "Außerkörperlich durch die Löcher des Netzes fliegen" (Kap 1-6) - alle via diese Seite zu holen.

Eine Frage, die ich nie so recht zu beantworten weiß, ist z.B., wieso ich all dies erleben möchte, was der Sinn dieser Erfahrungen sei.

Der Sinn ist eben die totale Ausweitung des bisherigen Weltbildes vom Ein- zum Multidimensionalen - um es mal in Kürze zu sagen. Man wird eingebettet in eine Welt, die nicht nur diese materielle umfasst, sondern auch die spirituelle. Anders gesagt: Man wird zu einem "Startrekker" und lernt so viele Dinge kennen, dass es echt Spass macht, zu leben. Vor allem auch Dinge, von denen man nicht einmal träumen konnte, so sehr übersteigen sie alles bislang Bekannte.

Dies hat man mich nun schon mehrfach gefragt, und ich weiß selber nicht so recht, was ich darauf antworten soll. Ich meine für mich kommt die Sinnfrage gar nicht auf, weil es - hat man es erst einmal erfahren - vollkommen unsinnig ist, eine solche Frage zu stellen. Sie hört sich dann an wie: "Wieso versuchst Du eigentlich laufen zu lernen?" - aber wie soll man das den erklären.

Im Grunde hast Du recht: Die Sinnfrage stellen nur jene Leute, die ziemlich beschränkt sind in ihrem Erleben und statt Offenheit eine gewisse Sturheit 'besitzen'. Wer nämlich offen durch die Welt(en) geht, kommt aus dem Staunen nicht mehr raus.

Außerdem hätte ich gerne gewußt, was Du denkst über:
- den Sinn der Inkarnation in diese physische Welt

Eine mögliche Antwort wäre die: Wieder zu lernen, dass die physische Welt bloss nur ein klitzekleiner Teil der Welt ist!

- das Recht darauf, bewußt zwischen den Welten wechseln zu können

Sollte selbstverständlich sein. Nur gewisse Teile unserer Gesellschaft meinen, ihr Weltbild sei alleinseligmachend und ausschliesslich - und beharren damit auf ihrem Machtmonopol - bzw versuchen es.

- ob es möglich ist, allen (zumindest viel mehr) Menschen dies beizubringen oder ob es vielleicht sogar gefährlich wäre

Es ist durchaus möglich - siehe nur, was so im Internet läuft. Gefährlich ist es nur für die sogenannten Machthaber, denn die verlieren ihre Privilegien.

- und ach sovieles was mir täglich durch den Kopf geht.

:-) Stell alles in Frage, nimm nichts als Selbstverständlich hin. Bewahre Dir die Fähigkeit zu staunen! Achte auf die Gewissheit Deiner Erfahrungen und hinterfrage sie stets kritisch.

Und ein Jahr später schrieb R.:

Mann Werner,
was sich in meinem Kopf seit unserem letzten Kontakt alles getan hat und auf welche abwahnwitzigen Informationen ich seither gekommen bin, daß paßt echt auf keine Kuhhaut!
Aber da ich dadurch die Birne bis oben voll habe und auch im Alltag gerade verplant bin, bleibt mir nur Dir ein paar schöne Grüße aus dem Schwäbischen zu schicken und Dir meine neue E-Mail Adresse zu geben.


K 12.97

Immer deutlicher wird mir auch, wieso du ein so großes Augenmerk auf Sprache richtest und stets gesagt hast, daß es sehr wohl auf den genauen Sprachgebrauch ankommt. Die verinnerlichten gesellschaftlichen Verbote sind exakt mit diesen Sprachmustern verbunden und unterbinden die Erfahrung. Es kann nicht sein, was nicht sein darf. Und so frage ich mich nicht mehr, wie ich denn luzid werden kann, sondern wie ich es verhindere.

Ich werde auch immer häufiger luzid, stelle jedoch fest, daß es doch wohl große Unterschiede gibt. Ich weiß, daß ich träume. Ich kann länger diesen Zustand aufrechterhalten. Ich kann mich angemessen in den Umgebungen verhalten, in die ich bislang gekommen bin. Und dennoch erwische ich mich öfter, daß ich Dinge tue, die ich nicht vorhatte, die ich aber während des Traumes nicht reflektiere.

Dies deutet wohl auf Dinge hin, die noch nicht ganz erledigt sind und deshalb irgendwelchen Automatismen folgen. Sie können zwar während des Traumgeschehens noch nicht reflektiert werden, können aber dann im Wachzustand gecheckt und bedacht werden.

Insbesondere rufe ich, ohne daß ich darüber nachdenke, meinen früheren Partner. Er ist dann auch sofort da. Aber ich weiß nicht, was das soll.

Vielleicht hat er auch positive Seiten, die bedacht werden sollten. Und möglicherweise gelingt es Dir, ihn einmal zu fragen, weshalb er Deinem Ruf sofort gefolgt und erschienen ist. Es könnte auch sein, dass er ein Hilfsgeist ist, der die Gestalt des früheren Partners angenommen hat, um auf diese Weise eher als "Familiaris" zu erscheinen - solange nämlich, bis es Dir gelungen ist, ihn in seiner wahren Gestalt zu sehen. Nicht zu vergessen ist natürlich, dass früher mal eine grosse Affinität zum früheren Partner bestanden hat. Diese Affinität muss ihre Gründe gehabt haben. Worin bestanden sie, was machte die Faszination aus? Diese Faszination scheint auf einer nicht-materiellen Ebene noch zu bestehen, ist aber irgendwie zu stark an eine äussere Form (eben die Gestalt des früheren Partners) gebunden - und verunmöglicht es dem "Hilfsgeist", seine wahre Gestalt zu zeigen.
Die Faszinosität einer "äusseren" Gestalt beruht oft auf der Tatsache, dass sie gewisse Teile einer "inneren" treffend widerspiegelt. Nun ist ja klar, dass die äussere Gestalt in Form des früheren Partners aus Deinem Leben verschwunden ist. Das gilt aber nicht für das innere Spiegelbild. Das ist noch da - und scheint nur darauf zu warten, dass es als das erkannt wird, was es ist. Jedenfalls nicht als das, als was Du es zu erkennen glaubst. Es ist, als ob Du eine Brille tragen würdest, welche die Erscheinung in die Gestalt des früheren Partners "übersetzt". Diese Brille kann abgenommen, untersucht und gereinigt werden.

(In der vorhergehenden Mail an K. shrieb ich ja, dass normale Träume zwar während des Traumgeschehens noch nicht reflektiert werden, sie aber dann im Wachzustand gecheckt und bedacht werden können.)

Das hat mir noch einmal verdeutlicht, daß die Wechselwirkung zwischen Traum und Alltagsrealität ja in beide Richtungen geht. Die Begeisterung darüber, daß mir meine Träume Resonanz geben, läßt mich das manchmal vergessen. ... Leider hatte ich in den letzten 2 Wochen keine luziden Träume mehr. Dennoch träumte ich, als ich um eine Inkubation bat, von einem Mann mit langen (!) blonden Haaren. Ich traf ihn an einem See, in dem kaum Wasser war. Deshalb konnte man sehen, wie fruchtbar der Boden des Gewässers war. Dort brüteten Vögel und es war durch den Wassertiefstand möglich, das Gelände genau zu erkunden. Diesen Mann kannte ich schon aus anderen Träumen. Ob er es ist?

(Und zum Thema Identität von Ich und Körper merkte ich in einer Mail an K. an:)
Ich und Körper sind zwar nicht identisch, aber das Ich ist gut beraten, den Körper als "Bruder Esel" (bzw. "Schwester Eselin") mir grösster Achtsamkeit und Hochachtung zu behandeln.

Das kann ich unbedingt unterschreiben. Dennoch ist die Faszination und auch die Verunsicherung, die eine andere Sichtweise mit sich bringt, sehr groß. Ich habe ja tatsächlich 10 Jahre lang andere Gedanken überhaupt nicht zugelassen.

Mich erstaunt, wie undifferenziert manche Leute das mit dem Körper sehen und finde es eine Frechheit, wenn sich das Ich einfach so mit dem Körper identifiziert. Es kommt mir so vor, als wäre der nächste Schritt dann der, dass das Ich beginnt, etwas als "mein" zu bezeichnen, was niemals Besitz des Ichs sein kann. Im Prinzip beruht darauf die ganze Umweltmisere - mein Haus, mein Land ... Da ist dann keine Achtsamkeit mehr, die Tiere werden getötet, die Erde wird ausgebeutet, die Nahrung wird einverleibt usw.

Als ich das las, empfand ich großen Schrecken. Ich wollte mich sofort zurücknehmen und meine Worte ungeschehen machen. Mein erster Gedanke war, daß ich das bestimmt immer falsch verstanden habe und das Konzept "Ich bin mein Körper" gar nicht von der Gestalttherapie so ausschließlich gesehen wird. Oder daß zumindest die Weiterentwicklung der Gestalttherapie, die Integrative Therapie, wie sie am Fritz-Perls-Instiut gelehrt wird, eine differenziertere Meinung dazu vertritt. Ich mußte mir jedoch auch eingestehen, daß ich es gar nicht so genau wußte, zumindest nicht auf einer bewußten Ebene. Also habe ich noch einmal nachgelesen, was Petzold zu dem Thema sagt. Es ist jedoch genau so, wie ich es ausgedrückt habe. Petzolds erkenntnistheoretische Überlegungen fußen, wie auch Tholeys, auf der Phänomenologie. Er bezieht sich dabei jedoch auf MERLEAU-PONTY und SCHMITZ, wobei Phänomene als "Erscheinung von Realität" verstanden werden, im Gegensatz zu HUSSERL, der ja die Auffassung vertritt, daß wir über den "Realitätsgehalt" unserer Wahrnehmungen letztlich keine Aussagen machen können.
Petzold sagt weiter, daß Erkenntnis immer an leibliche Funktionen gebunden ist. "Das Ich, das denkt, sieht und spürt, ist nicht vorzustellen ohne Leib, der Leib ist also Voraussetzung des Ich, ohne Leib wäre keine Erkenntnis möglich. Deshalb sprechen wir vom Leib-a-priori als ...Grundvoraussetzung der Erkenntnis." Träume sind für ihn Ausdruck des "phantasmatischen Leibes" oder des archaischen "Leib-Wissens", das in symbolträchtigen Bildern vom Wissen über atavistische, kollektive und individuelle Erfahrungen zeugt. Was das für Auswirkungen auf die Theorie hat, an die ich lange geglaubt habe, und auch die individuellen Auswirkungen kann ich noch nicht fassen. Ich glaube, daß ich die tatsächlichen Implikationen einer Theorie oft gar nicht erfassen kann. Ich kann jetzt erahnen, wie mich dieses Konzept der unbedingten Körperlichkeit von Erkenntnis eingeschränkt hat. Aber was bedeutet es noch? Was bedeutet es für sämtliche ganzheitlichen Konzepte? Sagen die nicht letztendlich alle, daß der Mensch nur als Körper-Seele-Geist-Einheit vorstellbar ist? Und war das nicht eine wichtige Voraussetzung, um das "atomistische" und zersplitterte Denken eines mechanistischen Welt- und Menschenbildes zu relativieren? Mein Kopf raucht, aber das muß ja kein Nachteil sein. Im Gegenteil schätze ich diesen Zustand sehr, denn nur die Verunsicherung ermöglicht neue Erfahrungen.

Dazu möchte ich noch folgendes anmerken: Es ist natürlich daran zu denken, dass LDs und OOBEs stets "im Leib" geschehen. Zwar gibt es den Grenzbereich NDEs, aber selbst klinisch Tote werden bekanntlich wiederbelebt, so dass gesagt werden kann, ihr Leib sei stets lebend gewesen, die Erfahrung habe also keineswegs "ohne Leib" stattgefunden.
Aber das ist nicht unbedingt das Problem, sondern die Tatsache, dass Leiblichkeit und Erkenntnis als linear zusammengehörig aufgefasst werden. Damit werden nämlich eine 'klassisch' zu nennende Auffassung von Raum und Zeit mitsamt einer 'klassichen' Logik impliziert.
Es scheint kaum jemandem in den Sinn zu kommen, dass es durchaus möglich wäre, Erkenntnis und Leiblichkeit relativistisch zu betrachten - und zwar insofern, als sie als etwas betrachtet werden, das raum-zeitlich nur dann 'exklusiv' zusammenfällt, wenn der Raum wirklich als nur dreidimensional aufgefasst wird. Wird jedoch diese die Situation doch ein bisschen stark simplifizierende 'klassisch physikali(sti)sche Betrachtungsweise' aufgegeben, wird es etwas komlizierter.
Die Raum-Zeit-Koordinaten des Leibes sind - jetzt einmal 'relativistisch' gesehen - nicht mehr einfach so absolut klar feststehend. Tagsüber ist es sicherlich praktikabler, mit feststehenden Koordinaten zu operieren (auch z.B. in einem Operationssaal ;-) ) Tagsüber ist es ja auch sinnvoller, die klassische Physik zu verwenden. Es wäre jedoch ein totaler Trugschluss, die 'Konstanten' in allen Fällen auf die Bewusstheit übertragen zu wollen. Das geht nur bei normalen Träumen - und selbst da nicht immer. LDs und OOBEs als bewusste Erlebensweisen erfordern eine differenziertere Betrachtungsweise.
OOBEs geschehen nicht selten während einer Operation - und verursachen dann sowohl dem Patienten wie auch dem Arzt (falls der Patient ihn von seinem Erleben überhaupt unterrichtet) etliches Kopfzerbrechen - vor allem bei NDEs.
Normalerweis aber geschehen LDs und OOBEs im Schlafzustand des physischen Körpers ganz spontan und zeigen deutlich, dass Bewusstheit des Leibes keineswegs vom Wachzustand desselben abhängt. Petzolds "Das Ich, das denkt, sieht und spürt, ist nicht vorzustellen ohne Leib, der Leib ist also Voraussetzung des Ich, ohne Leib wäre keine Erkenntnis möglich" kann somit stehen gelassen, aber völlig anders gewichtet werden. Ich denke nicht, dass er es so gemeint hat, dass nämlich das Ich auch dann in vollster Bewusstheit und bei totaler Wachheit denken, sehen und spüren kann, obwohl der Leib friedlich vor sich hinschlummert. Träume - insbesondere LDs und OOBEs - können dann nicht mehr einfach als "Ausdruck des 'phantasmatischen Leibes' oder des archaischen 'Leib-Wissens', das in symbolträchtigen Bildern vom Wissen über atavistische, kollektive und individuelle Erfahrungen zeugt" betrachtet werden. Es ist schon wesentlich komplexer!

Ich habe übrigens dem von mir erwähnten jungen Mann Gustav Meyrink empfohlen, wofür er sich sehr bedankt hat. Im Gegenzug habe ich mir das Buch "Das Wissen der Tolteken - Carlos Castaneda und die Philosophie des Don Juan" von Norbert Claßen, besorgt. Kennst du das Buch?

Leider nicht ! Die Bücher von CC habe ich zwar alle gelesen - aber keine oder kaum Bücher über CC und Don Juan.

Ich kann ... schon nachvollziehen, daß der Preis hoch erscheint, den der Nagualismus fordert. Allein die "Rekapitulation des Lebens" erfordert eine Kraftanstrengung, die einfach immens ist und für viele Menschen mit einem geregelten Arbeitsalltag kaum denkbar.

Würde bloss halbtags für Geld gearbeitet, würde das durchaus gehen. Vielleicht ist das die positive Seite der steigenden Arbeitslosigkeit - dass es nämlich an der Zeit ist, einmal prinzipiell zu bedenken, wie Lohnarbeit zu verteilen ist und was in der zeitlich enorm ansteigenden Freizeit dann getan werden soll.

Auch andere Übungen, zB das sogenannte "Gaffen", bei dem über einen langen Zeitraum täglich über mehrere Stunden Blätter oder Steine "angestarrt" werden, sind schwer in den Alltag integrierbar.

Und nicht notwendig - es sei denn, man hiesse Carlos Castaneda, denn der gute Mann hat schon etliche Probleme mit dem, was der Don Juan ihm zu vermitteln sucht.

Am schwersten kann ich jedoch die Einschätzung nachvollziehen, daß ..."Träumer... um in ihrer Kunst erfolgreich zu sein, ihre sexuelle Energie sparen und umdirigieren (müssen)." Don Juan sagt wohl: "Es ist die sexuelle Energie, die das Träumen regiert (...). Der Nagual Elias hat mich gelehrt - und ich habe dich gelehrt-, daß du entweder Liebe machst mit deiner sexuellen Energie oder du träumst damit. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht." Kannst du mir etwas dazu sagen? Hast du selbst Erfahrungen damit?

Ist ein Shit - und ist eben "einzig" bzw. vor allem auf der Problematik des Carlos zutreffend. Wird die sexuelle Energie ichhaft eingesetzt, dann muss sie gespart und umdirigiert werden. Allerdings ist es nicht die sexuelle Energie als solche, um dies es hierbei geht, sondern vielmehr um eine egoistische Einstellung, die sich 'schamlos' die sexuelle Energie zunutze MACHT und sich ihrer ichhaft bedient. Es ist jedoch durchaus beides möglich, nämlich zu lieben (nicht: Liebe zu machen) und mit der sexuellen Energie zu "träumen".

Ich kann das nicht glauben. Es stellt sich mir bei dieser Lektüre, wie auch bei vielen anderen Büchern, wieder die Frage, ob es in Ordnung ist, die Dinge zu nehmen, die ich gut gebrauchen kann, und die anderen einfach außen vor zu lassen. Oder "zerstückele" ich dadurch etwas, was einfach untrennbar zusammengehört? Es ist eine Frage, die auch mit den ganzheitlichen Konzepten korrespondiert.

Nimm das, was Du mit Deinem Leben und Deiner Auffassung vereinbaren kannst. Ist doch egal, wie sehr dabei irgendwas zertückelt wird. Die Alchemisten sagen: "Solve et coagula!" Falls etwas nicht stimmt mit dem, was Du "zerstückeln" nennst, werden Dir's die nächtlichen Erfahrungen schon zeigen und sagen. Die Rückkopplung mit dem eigenen Erleben erleichtert es ungemein, die Spreu vom Weizen zu trennen, unabhängig zu bleiben und in eigener Verantwortung den Weg der Indivduation zu gehen.


A 12.97

Ich habe schon seit einigen Jahren Klarträume bzw. Luzide Träume. Ich bin mir eigentlich immer bewusst, wenn ich träume, dass ich träume und dass ich jederzeit aufwachen kann, wenn ich will. Für mich gibt es eigentlich keinen Unterschied, ob ich träume oder ob ich wach bin. Für mich sind beide Bewusstseinszustände gleichermaßen real. Ich habe auch schon einige Experimente während eines LD`s gemacht. Zum Beispiel habe ich versucht, auf Gegenstände nur durch Konzentration einzuwirken, ohne diese zu berühren - z.B. Türen zu öffnen oder ein Glas schweben zu lassen. Was mir eigentlich am besten gelingt, ist es schweben zu lassen, was ein echt tolles Gefühl ist. Das Problem ist eigentlich, dass ich während eines LD`s vergesse, Experimente zu machen, und im Geniessen (Beobachten) stecken bleibe (wie Ballabene in einer E-Mail an mich es treffend formulierte). Wenn ich dann morgens aufwache, ärgere ich mich, dass ich nicht mehr aus dem Traum gemacht habe.

Nicht nur während des normalen Traumes (ND) oder luziden Traumes (LD) und der OOBE kann etwas getan werden, sondern auch nach dem Geschehen tagsüber. Es ist sogar sehr wichtig, das zu tun und mit den Erfahrungen zu arbeiten. Nur so stösst man auf neues Gebiet und kann sich selbst anders 'konditionieren', was dann die eigenen Verhaltensmöglichkeiten massgeblich erweitert.

Seit einiger Zeit beschäftige ich mich mit OOBE`s, was ich ziemlich interessant finde. Hatte aber leider bis jetzt noch keine Erfahrungen in diese Richtung gemacht. Das einzige, was mir ab und zu passiert, ist, wenn ich ganz entspannt auf dem Rücken liege, dass ich plöztlich das Gefühl habe zu schwingen, was sich immer mehr steigert, was aber nicht lange anhält, weil bei der kleinsten Anspannung das (sehr angenehme) Schwingen aufhört.

Dies hat z.B. mit dem "Bienengesumm" zu tun, wie es im Kundalini-Yoga beschrieben wird. (Hinweise vgl. auch in meinem Buch.)

Manchmal passiert es auch, dass ich plötzlich schreckhaft aufwache (nicht wegen eines Alptraumes oder so), weil ich das Gefühl habe, ruckartig (in meinen Körper ? ) zu fallen!!!

Ist typisch bei Austrittserfahrungen, d.h. kann öfter passieren.


zum Anfang des Dokumentes

Konvertierung zu HTML: Januar 1998
Homepage: http://www.surselva.ch/oobe/index.htm
e-mail: werner.zurfluh@surselva.ch
©Werner Zurfluh