Begegnungen

8./9. Dezember 1975
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CR = Beiträge von Christoph Roos (Homepage)

(Juni 2002) Die folgenden Ausführungen schrieb ich allesamt 1975. Ich verbesserte zwar an vielen Stellen die Formulierungen und gruppierte die Texte neu, aber der Gedankengang bleibt unverändert.)

Nach der teilweisen Lektüre des Buches 'Sibirien' von J. Semjonov und diversen Aufräumarbeiten im grösseren Stile reagiert das nächtliche Geschehen in der Nacht auf den 8. Dezember 1975 sehr differenziert.

Es beginnt mit einer längeren, nicht mehr erinnerbaren Geschichte von Tataren, die von Nogaiern, Wogulen, Ostjaken, Tscheremissen, Jugrern und eventuell noch anderen Stämmen angegriffen werden. Es kommt zu einem Kesseltreiben und zu diversen kleineren Scharmützeln.

Das zweite - luzide - Traumgeschehen ist im Kapitel 1.4. Gemeinsamkeiten AI, LD und OOBE (in Kristallisierende Wassertropfen Teil 3) erzählt worden.

Im dritten, ebenfalls luziden Traum gelange ich im Verlauf einer Wanderung auf eine Bergkuppe und schaue von dieser in ein Tal hinunter. Es sind auch weitere Bergrücken zu sehen.

Jetzt beim Schreiben erinnere ich mich! Dieser Ausblick hat gewisse Ähnlichkeiten mit der Aussicht in Malbun oben auf dem Berg bei der Seilbahnstation - gegen das Österreichische hin, etwa nach Nordosten.

Die Sicht ist ausserordentlich klar und die Landschaft berührt mich ungeheuer stark und tief - ohne dass ich deswegen in Verzückung oder Euphorie geraten würde. Ich bin auf eine Art gefesselt, die meinem Bewusstsein bzw. der BK aber auch nicht im geringsten abträglich ist.

Ich schaue auf die Bäume, die Wälder und die grünen Alpweiden. Nirgends sind Gebäude sichtbar - auch keine Vögel, kein Wild und nicht eine Kuh. Überall atmen und leben auf geheimnisvolle Weise einzig die Pflanzen.

Die Gelegenheit, das Flugvermögen zu testen und neue Flugversuche zu machen, scheint günstig. Das Gelände und die ganze Situation rufen geradezu danach. - So hebe ich mich sacht von Boden ab und schwebe langsam über das Tal. Bald kommt es zu einem leichten Absacken von etwa zehn bis zwanzig Metern.

(29.9.2002) Das wäre eine günstige Gelegenheit gewesen mit den Pflanzen zu kommunizieren! Es musste also innegehalten werden - aber nicht um nachzudenken, sondern um an Ort zu bleiben, dem Rauschen der Blätter zu lauschen und genau hinzuhören auf das, was die Pflanzen zu sagen haben. Ich war allerdings noch nicht soweit und musste erst lernen, mich mit offenem Herzen der sicheren Führung des "Unbewussten" z.B. in Form der Pflanzen zu überlassen. Das "leichte Absacken" war wohl ein Geschehen, das es mir ermöglicht hätte, darauf aufmerksam zu werden. - Dass Pflanzen von besonderer Bedeutung sind, zeigen folgende Erfahrungen: Die Dschungelblume (8.6.76), Tobende Drachen (7.1.81) und Die Eiche (7.12.84).

Dieses Gefühl ist mir von früheren Flugversuchen her bekannt. Es ist ein Anzeichen dafür, dass das Fliegen ein schnelles Ende findet. Doch diesmal gelingt es mir, die Höhe zu halten und sogar weiter hinauf zu steigen. Das freut mich schier unbeschreiblich. Dies ist zudem einer jener Flüge, die bei völlig intakter BK durchgeführt werden können. Und nicht nur das - die Landschaft verändert sich nicht im geringsten. Die Umgebung behält die Schärfe der Konturen, die Stimmung bleibt und die Unterscheidbarkeit ändert nicht.

Sonst ist es meistens so, dass in einer Landschaft geflogen werden muss oder kann, die aus irgend welchen Gründen unscharf und dunkel wird. Es entsteht dann auch eine Art Sogwirkung, die den Flug verunmöglicht.

Und so gleite ich schliesslich in etwa zehn Metern Höhe über die nächste Bergkuppe und sehe - in der Luft an Ort bleibend - auf ein weiteres Panorama. Es unterscheidet sich nur wenig vom vorherigen. Wieder sind Gebirge zu sehen. Diese sind etwas mächtiger und es ist zu erwarten, dass hinter der nächsten oder übernächsten Kuppe erste schneebedeckte Gipfel aufragen werden. Ich fliege weiter. Doch lässt sich nun der Flug nicht mehr beliebig steuern.

Wenn ich dies jetzt beim Aufschreiben vom Alltag her beurteile, könnte ein Grund für die Steuerungsprobleme der sein, dass es mir in diesem Moment nicht gelingt, das bislang Erreichte bewusst zu realisieren und den Stellenwert der Ereignisse kritisch zu reflektieren. Zwar ahne ich im OOBE-Zustand etwas, kann es allerdings nicht erfassen.

Es ist letztlich nicht das Problem des Fliegens, das mich 'scheitern' lässt, sondern eine Frage der bewussten Realisierung des Geschehens und der "Meditationspause". Es müsste in Zukunft gelingen, inne zu halten und lange über die Situation nachzudenken. Ich müsste mir die Situation gewissermassen bis ins letzte Detail einprägen, um zu erkennen, dass eine gewisse Affinität zwischen der Landschaft, dem Geschehen und mir selber als BK-Einheit besteht. Dies alles ist ziemlich ungewöhnlich und bedarf deshalb einer sorgfältigen Differenzierung. Und dies erfordert ein "Anhalten der Welt".

Es zieht mich nun stärker auf den Talboden hinunter. Aber noch lässt sich der Flughöhe einigermassen halten. Erst bei der nächsten Bergkuppe kommt es zur Landung.

Da mir keine direkten Hinweise und Anweisungen z.B. durch "geistige Führer" gegeben werden, muss es mir unbedingt gelingen, anzuhalten und abzuwarten. Ich tendiere zum Vorpreschen und will einfach losfliegen - egal wohin -, statt nach dem Grund zu fragen, weshalb gerade diese Gegend sichtbar wird - und danach, was es hier für eine Aufgabe zu lösen gäbe. Wie weiland Parzival versäume ich es, die "Amfortas-Frage" zu stellen und bemerke den Sog der Landschaft nicht. Der Flug wird sozusagen wie eine unaufmerksame Gralssuche falsch und unpassend bloss als "Wunscherfüllungsprogramm" betrachtet und als naives "Sight-Seeing" missbraucht.

Als ein erster Überblick mag das Fliegen erlaubt und sogar notwendig sein. Das Ich muss wissen, wo es ist und sich einigermassen orientieren. Aber dafür müsste vor allem die simple Bewegung des Drehens an Ort gemacht werden. Die vier Himmelsrichtungen sind zu erfassen. Dies dürfte eines der zentralen Probleme sein, die es zu lösen gilt. Rundum die Situation BEWUSST erfassen. Der Flug darf nicht einfach nur dem 'Fliegen' dienen. Er hat eine Funktion der Orientierung. Ein Sog ist als solcher zu registrieren und zu beachten. Es darf kein Handeln geben, das den Intentionen der Natur bzw. den geheimnisvollen Vorgängen zuwiderläuft. Alle Faktoren sind zu berücksichtigen und deren Stellenwert ist zu erkennen. Sonst passiert eben das, was nun geschehen wird.

Immerhin bleiben Schärfe und Deutlichkeit zumindest erhalten. In anderen - ähnlichen - "Flugträumen" war das nicht der Fall. Links ist eine kleinere Alphütte zu sehen. Sie dient als Restaurant für die wenigen einsamen Bergwanderer, die sich hierher 'verirren'. Ich will keine Rast einlegen und fliege weiter.

Doch bald drückt es mich in einem weiten Linksbogen sachte auf die Erde runter - mitten auf eine kleine staubige Landstrasse. Sie schlängelt sich etwa 500 Meter vom Bergbeizli entfernt über eine steile Bergflanke. Dort sind vorstehende Felstrümmer zu sehen. Und zu diesen Steinen gehe ich, denn ein leises inneres Drängen zieht mich dahin. Der Aufstieg zu den Ruinen ist ziemlich anstrengend. Beim Näherkommen erweist sich der Haufen als ein halb zerfallenes Schloss.

Das Gemäuer erinnert mich jetzt beim Protokollieren an eine Ruine, die ich schon mindestens zweimal in einem Traum gesehen habe ! Aber das hätte von mir bereits während des Traumgeschehens erinnert werden müssen. Lausig !
Diese Ruine ist auf jeden Fall wesentlich freundlicher als in den anderen Träumen - aber immer noch sehr geheimnisvoll und von einer höchst merkwürdigen Ausstrahlung.

Im ehemaligen Schloss sind einige Menschen. …

Das Geschehen wird dann zu einem "Normaltraum". Es wird ein Abfahrtsrennen gestartet, an dem ich selber auch teilnehmen muss.

Textanfang

Am 9. Dezemder 1975 habe ich das starke und mehr oder weniger beunruhigende Gefühl, in der Nähe einer wichtigen Sache zu sein - weiss aber nicht so recht, in welche Richtung sie zielt. Besonders das Traumgeschehen vom 8. Dezember hat mich auf Ungereimtheiten aufmerksam werden lassen. Auch die Traumbearbeitungmethoden werden langsam zu einem akuten Problem. Ich frage mich ernsthaft, wie dem Motivwandel "beizukommen" wäre. Wie ist eine Kartothek aufzubauen, damit die gegenseitige Verflechtung der Motive sichtbar wird?

Die Motive des einen Traumes werden im nächsten Traum derselben Nacht - aber auch in denen der nachfolgenden Nacht - wieder aufgenommen. Daraus ergibt sich eine Art Kontinuität. Und die erleichtert den Überblick. Also etwas Ähnliches wie bei Giulias Visionen im Buch von C. Brunner (Die innere Welt): Dort geschehen die Wandlungen allerdings am selben Ort.

Der Schwerpunkt scheint sich bei mir auf die Bewusstwerdung IM Traum und damit auf die Bewusstseinskontinuität zu verlagern. Ich erinnere mich, am Dienstag in einem Gespräch gesagt zu haben, dass es sehr ärgerlich sei, wenn es in einem Traum nicht gelänge, die dem Bewusstsein im Alltags-Zustand zur Verfügung stehenden Gedächtnisinhalte zu erinnern oder zu assoziieren. Dies sei ein deutliches Anzeichen für ein nicht-kontinuierliches Bewusstseinsfeld. - Eines der wichtigsten Probleme ist somit die Ausdehnung des BK-Feldes auf 24 Stunden - wenigsten darf die Differenz unter keinen Umständen zu gross sein.

Die Erfahrung vom 10. Dezember 1975 bestätigt meine Annahmen und wirkt auf mich wie ein initiatorisches Geschehen. Um 02:10 stehe ich auf und notiere die Ereignisse stichwortartig als Gedächtnisstütze bis 02:30.

Der Ausgangsort ist nicht eindeutig bestimmbar, denn er besteht aus einer Mischung verschiedener Örtlichkeiten meiner frühesten Kindheit und der Jetztsituation.

(1.8.2002) Das Ineinandergreifen der Örtlichkeiten bzw. die zeitliche und räumliche Ebenenvermischung weist auf eine relativ komplexe Ausgangsituation hin. In ihr sind sowohl emotionale wie auch rationale Komponenten enthalten. Der Ort ist eine Verdichtung meines bisherigen Lebens mitsamt allen familiären und verwandtschaftlichen Voraussetzungen. Diese gilt es natürlich darzustellen und aufzuschlüsseln - und das muss unbedingt getan werden (ist hier jedoch nicht notwendigerweise zu erläutern). Nun, ich tat es und es brauchte sehr viel Zeit. Eine Bewusstwerdung derartiger Gegebenheiten ist deshalb notwendig, weil ohne eine solche Klärung der OOBE-Zustand früher oder später unweigerlich blockiert und abgebrochen wird.

... Im Zimmer - es ist jetzt vor allem der eigentlich reale (momentane) Aufenthaltsort - ist auch meine Frau Cathy. Ich habe gewisse Bedenken, eine Ablösung durchzuführen. Falls meine Frau nicht fest schläft, könnte sie beunruhigt werden. Also warte ich noch ein Weilchen - nämlich so lange, bis ich ganz sicher bin, dass sie tief schläft.

Der Wechsel in den ausserkörperlichen Zustand bzw. die Ablösung gelingt problemlos. Die sich verstärkende Überblendung ist nicht weiter störend.

(1.8.2002) Die Verschachtelung der Orte ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass beim Wechsel vom inner- in den ausserkörperlichen Zustand ideoplastische Vorstellungen augenblicklich zum Tragen kommen. Dies könnte einzig dadurch vermieden werden, dass die Situation sofort kritisch hinterfragt wird. Aber das ist ein heikles Unterfangen. Es liess sich 1975 schlicht nicht realisieren und hätte mich zudem überfordert.

Ich gehe (im Zweitkörper) vom Bett zum Fenster, klettere auf den Sims und hänge mich an die Dachtraufe. Das Gewicht des Körpers ist zu spüren, denn es besteht ein gewisse Anziehung nach unten. Beim Loslassen müsste der Zweitkörper also wegen der Erdanziehung sachte auf den Boden sinken. Der Grund könnte auch der sein, dass auf der Strasse unten Leute stehen, die hinaufschauen und mich beobachten. Sie wollen offensichtlich sehen, ob es mir gelingt wegzufliegen.

(9.02) Es gibt mindestens zwei Ursachen für das Scheitern einer OOBE und insbesondere der damit verbundenen Fähigkeit des Zweitkörpers zu fliegen. Zum einen ist es der mangelnde Bezug zum Irdischen. In erster Linie ist zu beachten, dass auf den Versuch, ausserkörperliche Erfahrungen machen und den "Phantomkörper" vom physischen Körper ablösen zu wollen, verzichtet werden sollte, wenn die "Erdung" fehlt oder irgendwie mangelhaft ist. Dass dem so sein könnte, zeigen vor allem gescheiterte und mit Schwierigkeiten verbundene Austrittsversuche. Es nutzt in diesen Fällen nicht sehr viel, nach anderen und effizienteren Ablösungstechniken zu suchen. Vielmehr geht es darum, Schwachstellen ausfindig zu machen, die den Austritt verhindern oder erschweren. Und dies geschieht am besten durch den Einbezug von (normalen) Träumen. In diesen sind stets beachtenswerte Hinweise zu finden.

Wenn andererseits der Zweitkörper mit dem Fliegen Probleme hat, ist es relativ leicht, die "Schwachstelle" zu lokalisieren, denn exakt der Ort, an dem der Flug zu scheitern droht, ist "komplexbehaftet" und sollte genauer untersucht werden. Hier ist es eine Art Erfolgsdruck, der mich beinahe scheitern lässt, weil ich mir der Tatsache zu wenig bewusst bin, dass meine Austrittserfahrungen zu einer Art "Volksbelustigung" werden könnten, wenn ich sie veröffentliche.

Da es mir nicht um eine direkte Zurschaustellung meiner Flugfähigkeit geht, gelingt das Wegfliegen bei einem zweiten Anlauf doch - allerdings bloss mehr oder weniger. Und dann fliege ich wenigstens wenige Meter über dem Boden und kann mich mit der Zeit langsam orientieren und genau feststellen, wo ich bin. Zudem stabilisiert sich auch das gewohnte kontinuierliche Ich-Bewusstseinsfeld. Folgende Dinge werden mir definitiv bewusst:

1. Ich fliege im Zustand der Ausserkörperlichkeit von Basel weg in Richtung Zürich, kann alles minutiös registrieren und weiss um die Flugproblematik.
2. Das Öffnen des linken Auges ist beinahe unmöglich, da es verklebt scheint.

Die Tatsache, dass ich mir meines Zustandes im Sinne der BK bewusst bin, erlaubt es mir, mich voll auf die Öffnung des linken Auges zu konzentrieren. Sehr zu meiner Freude gelingt es. Es gibt keinerlei Veränderungen der Situation. Dies ist deshalb bemerkeswert, weil gerade derartige Augenblicke überaus kritisch und destabilisiernd sind. Ein Szenenwechsel findet nämlich sehr leicht statt, wenn es aufgrund einer geringfügigen Unaufmerksamkeit den Empfindungen des physischen Körpers möglich wird, stärker in den Vordergrund zu treten.

Während des Fluges blicke ich auf die unter mir vorbeiziehende Landschaft und sehe schliesslich einen höheren Hügel, den "Passwang". Beim Höhersteigen wird mir - sehr zu meiner Freude - klar, dass es exakt dieselbe Landschaft ist wie jene, die ich vor zwei Tagen, also am 7. Dezember 1975, im "Traum" gesehen hatte. Nur fliege ich dieses Mal aus der entgegengesetzten Richtung darüber hinweg. Aber wegen des relativ schnellen Fluges kommt es dieses Mal zu einer geringfügigen Verzerrung. Dabei entsteht jene Art von Verwischungseffekt, der zu beobachten ist, wenn aus einem Auto geschaut und dabei ein Nahpunkt fixiert wird.

Beim Überfliegens der drei Bergketten überlege ich: «Es wäre vielleicht möglich, den Flug zu unterbrechen, anzuhalten und etwas Bestimmtes näher zu betrachten. Wenn nichts anderes zu tun ist, sollte das eigentlich möglich sein. Bei der nächsten Gelegenheit will ich es gleich versuchen!»

Kaum sind die Berge übergeflogen, ist unter mir eine lange Autokolonne zu sehen. Sie fährt Richtung Zürich. Die Wagen rollen sehr dicht hintereinander auf einer nicht asphaltierten Landstrasse. Ein Auto kommt mir bekannt vor - es könnte das meines Vaters sein. Seltsam! Mein Vater hier auf dieser Ebene? Da ich mir das gerne näher anschauen möchte, verlangsame ich die Fluggeschwindigkeit, sinke langsam ab und lande ein gutes Stück vor dem Wagen am Rand der Strasse.

Das Abbremsen des Fluges ist mit gewissen Schwierigkeiten verbunden. Weiter erstaunlich ist das nicht, denn die Flugtechniken sind mir nur wenig vertraut - es wird noch viel zu lernen sein! Abgesehen davon, ich muss mir alle auftretenden Phänomene sehr gut merken. Nur so können die Probleme erkannt, "analysiert" und behoben werden. Ohne Kontinuität des Ich-Bewusstseins wäre dies unmöglich. Unter allen Umständen ist also auf dessen Beibehaltung zu achten. Einzig die Kontinuität erlaubt es, alles zu erinnern, in den Alltag mit hinüberzunehmen und zu verarbeiten. - Vielleicht wird das später einmal direkt "an Ort" geschehen können.

Während des Abbremsens gerate ich doch zu weit nach vorn. Also stoppe ich, mache eine Kehrtwendung und fliege - knapp über dem Erdboden schwebend - ein wenig zurück. Unterwegs wird mir klar, dass mich niemand zu sehen vermag! Diese Unsichtbarkeit veranlasst mich definitiv dazu, eine weitere "Ebenenkontrolle" durchzuführen. Mein Verdacht, dass es sich hier nicht um die Alltagsebene, sondern um eine Art Abbild derselben handelt, wird durch weiter subtile Unterschiede bestätigt. «So sieht also der Weg nach Zürich auf der feinstofflichen Ebene aus!»

(26.9.02) Die Unsichtbarkeit ist eine der Charakteristiken des ausserkörperlichen Zustandes. Es darf jedoch nicht prinzipiell angenommen werden, dass sie in allen Fällen zutrifft. Es kann nämlich sein, dass einzelne Wesen einer anderen Ebene mehrere Schwingungsebenen zu sehen vermögen und damit sozusagen hellsichtig sind. Oder dass der eigene Schwingungszustand dem der betreffenden Ebene derart angeglichen ist, dass es unmöglich wird, unsichtbar darin zu verweilen. Bemerkenswert ist, dass Unsichtbarkeit im OOBE-Zustand oft in dem Moment aufgehoben wird, wenn es zu einem Bodenkontakt kommt.

Diese Aussagen beruhen natürlich auf der Annahme, dass es verschiedene Wirklichkeitsebenen mit unterschiedlichen Schwingungszuständen gibt. Vom eigenen Erleben her zu beurteilen, lässt es sich mit dieser Hypothese bestens arbeiten. Nur dies ist wichtig und nicht die Erfüllung irgend eines "Objektivitätsanspruches" oder der Einbau in ein naturwissenschaftlich approbates Theoriegefüge.

Wenn es heisst, dass «auch die 'wilden Weiber' in den russischen Wäldern, die in Felsenhöhlen wohnten, Salben aus 'Waldwurzeln' benutzten um sich unsichtbar zu machen» (Hans Peter Duerr, Traumzeit - Über die Grenze zwischen Wildnis und Zivilisation (Frankfurt am Main: Syndikat, 1978 S. 184)), wird sofort klar, dass es sich um "Hexen-" oder "Flugsalben" handeln muss, die eine OOBE auslösen. Jene, die im OOBE-Zustand sind, können normalerweise fliegen, aber sie können meistens nicht gesehen werden. Es gibt auch hier Ausnahmen. Und die haben mit "Bilokation" und "Hellsichtigket" zu tun.

Und wenn Johannes von Buttlar die "Tarnkappe" als einen der "grössten Menschheitsträume" bezeichnet, als einen "Wunschtraum", der "die Gemüter bis heute nicht zur Ruhe kommen" lässt (Johannes von Buttlar, Reisen in die Ewigkeit: Der Mensch überwindet Zeit und Raum (Wien: Econ, 1973 S. 162)), dann ist mit dieser "Tarnkappe" offensichtlich jene Unsichtbarkeit gemeint, welche durch die OOBE ermöglicht wird.

Man kann es auch so sagen: Zu den besonderen Merkmalen der mystischen Erlebnisse gehören «die extrakampinen Gefährtenhalluzinationen, bei welchen ein göttliches Wesen ausserhalb des Wahrnehmungsfeldes, unsichtbar, aber zweifellos vorhanden, erlebt wird» (Günter Schüttler, Das mystisch-ekstatische Erlebnis: Systematische Darstellung der Phänomenologie und des psychopathologischen Aufbaues (Bonn: Dissertation (Medizinische Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität), 1968 S. 100)).

Die Autokolonne kommt ins Stocken und einige müssen abrupt stoppen. Es kommt zu einer Auffahrtkollision, in die auch mein Vater verwickelt ist. Zuerst erschrecke ich ganz massiv, denn für einen Augenblick meine ich, eine Präkognition zu haben und einen Unfall meines Vaters auf der Alltagsebene zu sehen.

Doch gleich darauf merke ich, dass es um ein symbolisches Geschehen auf einer feinstofflichen Ebene geht. Es weist auf irgend ein Alltagsereignis hin, z.B. auf eine Kollision mit gewissen Männern, mit denen mein Vater momentan zu tun hat. Es kann aber auch sein, dass er bei einer Fahrt nach Zürich in ein Überholmanöver verstrickt wurde und andere Autofahrer recht unsanft gedankliche Äusserungen von sich gegeben haben. Und das wird hier als Unfall dargestellt.

(11.12.1975) Es kann sich um irgend einen Zusammenstoss einer zwischenmenschlichen Beziehung handeln. Dieser Zwischenfall kann der Vergangenheit, der Gegenwart oder der Zukunft angehören. Es kann aber auch eine Art permanenter Zustand angedeutet sein, ein andauernder Konflikt im Rahmen der kollektiven Fortbewegung.

Da hier nichts zu tun ist und auch nichts zu tun sein wird, fliege ich weiter - aber nicht direkt nach Zürich. Über dem nächsten Dorf stoppe ich den Flug und schaue nach unten. Dabei achte ich sorgfältig auf alle Schwierigkeiten der Wahrnehmung, lande schliesslich auf der Dorfhauptstrasse und gehe zu Fuss weiter zum Dorfplatz. Hier spielen ein paar Kinder, die eben Pause zu haben scheinen - denn etwa 50 Meter weiter unten ist die Dorfschule zu sehen.

Ich weiss, dass mich vorläufig niemand sehen kann, dass aber mein Dichtezustand dennoch zu hoch ist, um Gegenstände zu durchdringen und nicht anzustossen. Wäre ich im ausserkörperlichen Zustand auf der Alltagsebene, würde sich jeder Gegenstand relativ leicht durchdringen lassen, denn die Dichtedifferenz zwischen dem Materiellen und dem Feinstofflichen wäre genügend gross. Aber hier in dieser Welt auf dieser Ebene ist es anders.

Da mein Weg zwischen spielenden Kindern hindurchführt, muss ich aufpassen, mit keinem zusammenzustossen. Trotz meiner Vorsicht kommt es zu einer Berührung mit einem Knaben - und der scheint ziemlich aufgeweckt zu sein. Sofort 'durchschaut' er den Sachverhalt. Er kennt derartige paranormale Phänomene zumindest vom Hörensagen und hat gehört, dass Leute sich unsichtbar bewegen. Sofort schreit er lauthals los und löst damit eine Art Kesseltreiben bzw. eine Hexenjagd aus.
«Da ist Einer! Schnell, versucht ihn zu fangen!»

Das aufgeregte Geschrei hört sogar ein junger Lehrer in der Schule. Und der mobilisiert sofort das ganze Schulhaus. Nun bin ich als der "Andere" in einer höchst unangenehmen Lage. In diesem Moment denke ich merkwürdigerweise nicht daran, senkrecht in die Luft aufzusteigen. Vielleicht ist es aber auch so, dass ich spüre, dass eine Art Flimmern beim Wegfliegen entstehen und mich definitiv verraten könnte.

Die Kinder rennen aufgeregt herum und schreien: «Einer, der 'das' kann, ist hier! - Fangt ihn!»

Aber der junge Lehrer mit Bart besinnt sich plötzlich. Zwar hätte er mich fangen wollen, denn das wäre ein einmaliges Ereignis gewesen! Jemanden wie mich zu fangen! Das hätte ihn berühmt gemacht. "Unsichtbare" sind nämlich extrem selten. Aber eben - kaum hat die "Jagd" begonnen, wird sie auch schon wieder vom Lehrer beendet. Er begründet dies so: «Der hat eventuell eine wichtige Mission zu erfüllen!»

Die Schüler beruhigen sich und gehen zurück zum Schulgebäude. Beim Versuch, den herumsuchenden Kindern zu entkommen, bin ich auf eine Tenne gestiegen. Und weil jetzt niemand mehr nach mir sucht, bleibt mir endlich genügend Musse und Ruhe, mir alles ohne jede Hast und ohne Gefahr seitens der Dorfbewohner anzusehen.

Nur wenig Heu liegt herum. Aber überall sind Aluminiumpapierchen zu sehen - leere zerknüllte und solche mit Inhalt. Es sind Schokoladenstengel von Favargé. Und die sind mit silbrigem Alupapier umwickelt - und nicht mit goldenem wie im Alltag. Die Schokistengeli wurden von den Kindern als eine Opfergabe für Gott im Heu 'versteckt'. Intuitiv weiss ich das und komme mir ein bisschen vor wie ein Volkskundler, der Sitten und Gebräuche fremder Volksgruppen studiert.

Mittlerweile ist die Zeit der Ruhe gekommen. Die ganze Dorfbevölkerung macht eine Art Siesta. Und die hat kultischen Charakter. Alles ruht, damit 'Gott' ungestört im Dorf herumgehen kann. Sämtliche Türen und Tore und überhaupt alle Eingänge und Durchgänge stehen offen. ER soll überall ungehindert hingehen und wo auch immer hindurchgehen können. Sogar die 'Falltüren' in den Scheunen, durch die das Heu geworfen wird - ich stelle dies erstaunt fest -, sind mittels drei oder vier Stangen offen gehalten. Denn jede geschlossene 'Tür' wäre ein Affront gegenüber dem 'umherschweifenden Gott'.

(CR 19.10.02) Heu ist Winterfutter - und das Offenstehen aller Türen mahnt an ein Segnen der eingebrachten Ernte durch die dafür zuständige (Sommer-) Gottheit. Bis zu den grauen und nebligen Novembertagen dürfen Pflanzen aller Art geerntet werden. Dann bemächtigt sich der schwarze Erdengott der Pflanzengöttin und die Totengeister durchstreifen die düstere Natur. Von nun an sind alle Pflanzen tabu (pucca) und unheilvoll - sie werden kalt und wollen schlafen - und sie stehen unter der Herrschaft des Totengottes (Samhain). - Ausnahmen bilden die Artemisia vulgaria und die Mistel.

Die Mistel wäre dann eben die Pflanze, in "jenem zeitlichen Zwischenraum", in dem alle gesellschaftlichen Konventionen und Regeln aufgehoben sind. Sie ist immer grün, als gehe sie der Kreislauf der Jahreszeiten nichts an. Damit könnte sie ein Symbol für die BK sein. Sie durfte nur mit einer goldenen Sichel (Sonne und (Halb)mond verschmolzen), geerntet werden. Storl setzt die Mistel mit dem "goldenen Zweig" gleich (Frazer) - vgl. Wolf-Dieter Storl PFLANZENDEVAS 2. Auflage 2001 AT Verlag, Aarau.

Ich will nun von der Tenne in den Hof hinunter und berühre beim Abstieg eine jener Stangen, welche eine Klapptür offen halten. Dröhnend schlägt sie zu.
«Obwohl mich niemand sehen kann, bin ich immer noch zu ‚dicht'.»
Dies kann aber nur deswegen geschehen, weil die Tenne irgendwie zu niedrig ist. Beim Herauskommen musste ich also anstossen. Zwar vesuche ich, die Stange wieder zu richten, aber es gelingt nicht. Irgendwie ist alles zu neu und ungewohnt für mich. Und ich bin mit den 'Tücken' dieses Zustandes zu wenig vertraut.

Ich gehe über den Hof, über eine Strasse und wieder in einen anderen Hof. Hier ruhen im Gras ein paar wiederkäuende Kühe. Bei genauerem Hinsehen fällt mir das seltsame Verhalten eines der Tiere auf. Diese Kuh scheint starke Schmerzen zu haben und ohne Hilfe bald einmal sterben zu müssen. Sofort gehe ich hin und überlege mir Folgendes:
«Da ich im OOBE-Zustand bewusst handeln und reagieren kann, gibt es bestimmt auch Möglichkeiten der Hilfeleistung, die völlig unbemerkt und im Stillen geschehen kann - zumal jetzt gerade niemand hier nach den Dingen schaut. Aber auch in der Nacht wäre es möglich, sich unauffällig umzusehen und hier und da helfend einzugreifen bzw. das Schlimmste zu verhindern. Niemand würde etwas merken. Dennoch wäre dem einem oder anderen Wesen geholfen - und zwar ohne Publizität und speziell bei Tieren.»

Die Kühe sehen mich deutlich - und sie können mit mir sprechen, denn ich verstehe ihre Sprache! Den menschlichen Bewohnern dieser Welt ist die Sprache der Tiere ebenso unverständlich wie ich für sie unsichtbar bin.

Neben der verletzten Kuh stehend höre ich sie sagen:
«Mein Huf ist gespalten. Bitte reib ihn mit Milch ein!»
Das Tier gibt mir also 'medizinische Anweisungen'. Ich nehme aus einer Schale etwas Milch - sie stammt von der Kuh selber - und reibe damit den verletzten Huf ein. Das hat eine sofortige heilende Wirkung. Merkwürdigerweise haben die Kühe hier Hufe ähnlich wie die Pferde und sind keine 'Paarzeher'.

«Das Tier könnte schlechtes Wasser getrunken haben», denke ich. «Das Wasser muss verseucht gewesen sein - und der Bauer hat es nicht gemerkt. Ohne meine Hilfe wäre es für die Kuh zu Ende gewesen!»
Und genau das ist eine Hilfe, die von keinem Menschenwesen bemerkt wird! Das behagt mir sehr, denn so bleibt mein Zustand unentdeckt!

Die Kuh, mit der ich mich irgendwie sehr verbunden fühle, zeigt mir die Unterseite ihres Hufes. Da ist eine sehr seltsame Tabelle zu sehen. Das Gebilde erinnert mich an ein Vererbungsschema für Blutgruppen. Daneben steht ein Text in einer mir völlig fremden Schrift. Die Kuh sagt:
«Beides deutet auf zukünftige Dinge. Und die haben etwas mit dir zu tun! - Du wirst ein zentrale Rolle spielen!»

Ich fühle mich sogleich ziemlich unbehaglich, denn ich weiss überhaupt nicht, welche Rolle mir zugedacht sein soll. Und es ist überhaupt äusserst merkwürdig, dass ich eine zentrale Rolle in einem mir völlig unbekannten Geschehen zu spielen haben werde.

Nun erläutert die Kuh mir auch den Text neben der Tabelle:
«Hier handelt es sich um Ausführungen, die den Antichrist, den 'Herrschers dieser Welt', charakterisieren. Jener, der eigentlich hätte der Herrscher dieser Welt werden sollen - es wäre Christus gewesen - ist von den Menschen nicht erkannt und auch nicht anerkannt worden als Licht- und als Bewusstseinsbringer.»
Dies alles steht umgekehrt und auf dem Kopf geschrieben. Und es ist des Rätsels Lösung. Jenes Rätsels nämlich, das nach dem Grund fragt, weshalb der Antichrist Herrscher dieser Welt werden konnte.

Das Gespräch ist damit beendet. Ich kann weitergehen und betrete ein Haus, das unbewohnt scheint. Doch in einer der leer stehenden Wohnungen wartet ein Mann auf mich. Er befindet sich im gleichen Zustand wie ich, aber er verfügt offensichtlich über ein umfassenderes Erfahrungsspektrum. Als erstes zeigt er mir, wie Kaffee zu kochen ist. Da mich dies erstaunt, sagt er:
«Auch im OOBE-Zustand muss man etwas zu sich nehmen!»
Aber vermutlich geht es hier gar nicht um das Brauen von Kaffee, sondern einfach nur um eine Art Lehrgang für das 'Handling' mit Gegenständen im OOBE-Zustand. Als jedoch unerwartet die Besitzer der Wohnung von einem Ausflug oder von den Ferien zurückkommen, wird der 'Kursus' jäh unterbrochen. Zur Familie gehören auch zwei Töchter - es sind junge Frauen im Alter von etwa 20 und 19 Jahren.

«Du kannst mit der älteren Tochter schlafen», sagt der Mann. «Sie ist ganz scharf drauf, mit Leuten ins Bett zu gehen, die im OOBE-Zustand sind!»
Ich denke: «Sehr seltsam! Das könnte eine Falle sein. Wollen die etwa, dass ich alles vergesse?»
Um den Schein zu wahren, betrete ich das noch leere Schlafzimmer und renne - um möglichst schnell nach draussen zu kommen - zum Fenster. Zu spät! Die junge Frau hat etwas geahnt. Schon ist sie die Treppe in den ersten Stock hinaufgerannt. Sie stürzt ins Zimmer und schliesst die Tür hinter sich. Doch zum Glück kann sie mich nur schemenhaft sehen. Dies gibt mir genügend Zeit, durch das mittlerweile halb offene Fenster zu klettern. Doch perfiderweise ist da ein Mückengitter. Und das engmaschige Gitter ist nur sehr schwer zu durchdringen. Beinahe erwischt mich die Frau! Aber dann bin ich durch und kann eilends davonfliegen.

Irgendwie komme ich zurück nach Basel an einen Ort, wo - so erinnere ich mich - früher mal jemandem geholfen werden konnte. Da war ein Mann, dessen physisch-materieller Körper soeben gestorben war. Jetzt hatte er sich mit seinem Zweitkörper vom Leichnam abgelöst und schwebte ausser Haus über der Strasse. Und er war völlig desorientiert und hatte grösste Schwierigkeiten. Ich selber flog gerade im OOBE-Zustand vorbei und sprach ihn aufgrund seiner Verwirrtheit an. Bald wurde klar, worum es ging. Und nun konnte ich ihm beim Hinüberwechseln vom Diesseits ins Jenseits behilflich sein. Das Geschehen hatte mich zutiefst beeindruckt.

Doch jetzt haben sich die Zeiten insofern geändert, als alle mich sehen können. Aber ich bin weit und breit immer noch der einzige, der den Seelenflug beherrscht und bewusst vom inner- in den ausserkörperlichen Zustand und wieder zurück wechseln kann. Alle anderen Leute können das nicht. Immerhin wissen sie ein bisschen um ihren OOBE-Zustand und sind somit zumindest ansatzweise luzid Träumende. Ihr Wissen ist allerdings zu schwach, um bewusst in den Alltag zurückkehren zu können. Es genügt jedoch, wenn es darum geht, mich als jemanden zu erkennen, der sich im OOBE-Zustand befindet.

Die Häuser hier sind etwas grösser als die im Alltag. Die Stimmung ist in etwa dieselbe. Es gibt zwar gewisse Unterschiede vor allem in Bezug auf Gefühle der "Befreiung" und "Freiheit", aber die ganze Stadt ist exakt an derselben Stelle wie auf der Alltagsebene. Nur leben hier weniger Leute. Viele Wohnungen sind deshalb unbenutzt. Diese scheinen jenen Leuten zu gehören, die vom Alltag aus gesehen nicht die leiseste Ahnung von der Anderwelt haben. Die leer stehenden Wohnungen sind von den Leuten, die mehr oder weniger bewusst als "Träumende" in der anderweltlichen Stadt leben, frei wählbar.

Für eine Weile habe ich hier zu bleiben und eine Aufgabe zu erledigen. Dies gehört zum Plan, der mir eine zentrale Rolle zuschreibt. Aber welche? Ich weiss es nicht. Allerdings ist es nun so, dass die hier lebenden Leute mich als etwas "Besonderes" betrachten, nämlich als jemanden, der geachtet werden muss. Alle wissen nämlich, dass ich eine spezielle, wenn auch unbekannte Rolle zu spielen habe. Aber niemand weiss, worum es genau geht. Bekannt ist nur, dass ich bewusstseinskontinuierlich bin und mich an die jeweilen andere Welt erinnern kann - und dass ich bewusst zwischen den Welten hin- und her zu wechseln bzw. zu gehen vermag.

Nun habe ich eine Wohnung für die Zeit meines Aufenthaltes zu wählen, zumal jetzt Cathy und unsere beiden Kinder zu mir gestossen sind. Sie werden für eine Weile mit mir zusammen hier leben, denn intakte Familien bleiben auch auf dieser Ebene oft beisammen!
Ich denke: «Wir werden bei einer Frau wohnen, die sich schon längere Zeit in dieser Welt bewegt und sich bestens auskennt.»
Und zum Zeichen, dass ich bei dieser Frau zu wohnen gedenke, küsse ich sie - als ich sie auf der Strasse sehe - intensiv und lange. Cathy ist ein wenig eifersüchtig, doch findet sie sich damit ab, denn sie realisiert schnell, dass in der Anderwelt etwas andere Regeln gelten als im Alltag. Wohnt man beispielsweise mit jemandem zusammen, kommt es ganz zwangsläufig zu einem körperlichen Kontakt. Nur hat dieser einen völlig anderen Stellenwert - und er hat nicht den 'Absolutheitscharakter' und das 'Definitive' der physisch-materiellen Sexualität. Hier ist Sex eine Art des Kontaktes auf einer komplex verflochtenen Stufe jenseits der gesellschaftlichen Bestimmungen und der körperlichen Ebene. Wie das eigentliche Äquivalent zum Geschlechtsverkehr ist und schliesslich zum Ausdruck kommt, weiss ich nicht.

Kaum sind wir im relativ weiträumigen Hausflur angekommen, muss ich - wie das hier Sitte und Brauch ist - nach ‚meinem' Hund rufen. Dieses Wissen wird mir plötzlich greifbar und braucht bloss noch spontan umgesetzt zu werden. Es muss und darf nicht hinterfragt werden, denn es ist eine glasklare Intuition. Wer sich nämlich hinlegen und schlafen will, ist verpflichtet, den eigenen Hund zu rufen! Denn jeder Mensch, der in dieser Welt lebt, hat seinen eigenen Hund - und nur der kann das 'heilige Heu' so bewachen und so fressen, dass es zu leuchten beginnt und mit seinen Strahlen die Menschen 'beleuchtet' und 'durchdringt' und ihnen ein längeres Leben gewährleistet. Eine - wie mir scheint - äusserst merkwürdige und mir total unverständliche Sache. Die Hunde sind übrigens 'tagsüber' in einem anderen Bereich und unsichtbar. Aber wenn sie gerufen werden, kommen sie sofort aus dem 'Jenseits' herüber.

Ich beginne sogleich zu rufen. Und sehr zu meinem Erstaunen und ohne mein Zutun geschieht dies auf eine ganz merkwürdige und "verquere" Art. Und zwar derart seltsam, dass die umstehenden Leute aufmerken und verblüfft hinschauen. Der Ton steigert sich zu einem dumpfen Löwengebrüll. Niemals habe ich etwas in dieser Art gehört - und ich bin mehr als nur erstaunt, dass und wie sich dieser Ton ganz automatisch in mir bildet. Er ist nämlich extrem fremdartig! Ich komme mir sogar ein wenig komisch vor:
«Ich als Werkzeug einer 'Vorsehung', die irgend etwas mit diesem neuen Ton bezweckt - was soll das?»

Die Antwort kommt rasch! Kaum ist der letzte Ton verklungen, erscheint eine grosse trächtige Katze - und nicht ein Hund. Nicht aus dem Alltag, sondern aus einem "anderen Jenseits" - wiederum einer anderen Parallelwelt. Die Katze wirft sofort ein halbes Dutzend Junge und verschwindet wieder. Dies ist neu! Denn bislang hat es hier in dieser Welt nur Hunde gegeben. Aber es gab und gibt auch Ratten. Diese werden als Haustiere gehalten von jenen, die keinen Hund rufen können. Die gezüchteten und gezähmten Ratten werden sehr gepflegt und umsorgt - und ich sehe etwas später auch eine in einem Schuhkästchen hocken mit einer rosa Schlaufe und feinst geputztem und gepflegtem schwarzem Fell. Eine - meinem Gefühl nach - etwas abwegige Sache. Dennoch scheint mir die Idee irgendwie beachtlich - auch wenn die Ratten als "systemimmanente Tiere" diese Ebene nicht zu transzendieren vermögen.

Die Katze hat sechs bis acht Junge geboren und der Wurf soll auf die in der Wohnung Anwesenden verteilt werden. Bei diesen Katzen handelt es sich um eine wirklich neue Haustierart, die von irgend einer unbekannten Instanz dieser Welt zugeordnet wurde. Eines der Kätzchen ist mir als "power animal" (Krafttier) zugedacht - eine grosse Ehre und zugleich eine Verpflichtung, aber auch eine wichtige Hilfe für die von mir in Zukunft zu bewältigenden Aufgaben.

Die Tiere suchen sich selber die Person, der sie sich anschliessen wollen und laufen schnurstracks zu ihr hin.
«Die Verspielte könnte es sein», denke ich.
Nein - sie geht zu jemandem anderen.
«Ist es also die Tollpatschige?»
Nein, sie ist es nicht.
«Dann ist es wohl die Schwächste des Wurfes!»
Tatsächlich - das Kätzchen läuft auf mich zu. Aber es geht an mir vorbei und schliesst sich jemandem an, der hinter mir steht.
Und so geht es weiter. Keines der Tiere kommt zu mir.
«Ich muss mich wohl getäuscht haben!»
Aber plötzlich erscheint ein weiteres Kätzchen. Erst jetzt kann ich es sehen, denn es hatte sich bislang im Hintergrund versteckt. Und nun läuft es schnurstracks auf mich zu. Mir fährt der Schreck in die Glieder.
«Hat dieses Tier etwas mit der Aufgabe zu tun hat, die mir zugedacht ist?» - Ein beunruhigender Gedanke, denn die Katze ist eindeutig die stärkste, kühnste und intelligenteste von allen - und sie erscheint in ihrem Wesen wie ein ausgewachsener Panther.
«Kann es denn überhaupt so was geben? Ein kleines Kätzchen, das eine derartige Macht und Kraft ausstrahlt!»
Obwohl mich dies doch einigermassen erschüttert, bin ich doch auch sehr erfreut, ein solches Tier beigesellt bekommen zu haben.
«Mit einem derartigen Gefährten lassen sich Dinge überstehen, die sonst niemals zu bewältigen wären!»
Das Tier vermittelt mir zudem ein gehörige Portion Zuversicht, Selbstsicherheit und Vertrauen - und ich fühle mich mit der jungen Katze auf das Tiefste verbunden.

Die Katze, die mich von jetzt an als ein Krafttier begleiten wird, scheint männlicher Natur zu sein. Sofort läuft sie in die neue Wohnung. Ich folge ihr nach und sehe die Ratte auf dem Schuhkästchen.
«Katzen und Ratten! Katzen fressen Ratten!»
Doch ich sehe schnell ein, dass dies ein Naturgesetz ist. Ein Gesetz, das eine Art Perversität bzw. ein Ungleichgewicht beendet, das diese Welt beherrscht.
«Aha! - Das also war der Grund für die ‚Katzeneinfuhr'. Die Ratten müssen von den Katzen gefressen werden.»

Mein kleiner Kater hat die Situation sofort erfasst und liegt schon geduckt auf der Lauer. Unten im Schuhkasten hat sich eine kleinere Ratte versteckt. Aber die ist immer noch grösser als das Kätzchen. Ich befürchte, die Ratte könnte das unerfahrene Tier verletzen. Doch ein schrilles Quieken zerstreut meine Bedenken. Schon ist die Ratte gefangen und scheint mit einem einzigen Biss getötet worden zu sein. Ein Schmatzen ist auch zu hören. Wirklich verblüffend!
«Wenn das in diesem Tempo weitergeht, wird der Kater schneller gross als gedacht - auf jeden Fall wesentlich schneller als alle anderen Katzen des Wurfes. - Und die kümmern sich überhaupt nicht um die Ratten, sondern werden gefüttert.»

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