Astralprojektion 7
Don DeGracia
e-mail: Homepage Glossar

Astralprojektion Teil 6

Der Text wurde aus dem Amerikanischen von mir (Werner Zurfluh) übersetzt, bearbeitet, gegebenenfalls gekürzt oder mit Kommentaren ergänzt (WZ). Dabei habe ich jedoch stets versucht, den von DeGracia geäußerten Gedanken gerecht zu werden und diese keinesfalls zu verändern.


7. Die Welt der ausserkörperlichen Erfahrung - Teil 1

Nach der Diskussion der Theorie und der Methodik der Astralprojektion als eines veränderten Bewusstseinszustandes kommt im folgenden die Phänomenologie der OOBE etwas ausführlicher zur Sprache. Diese umfasst insbesondere deren zwei Aspekte, nämlich zum einen eine Art "Reiseführer" und zum anderen eine Charakterisierung des "OOBE-Zustandes".

Im "Reiseführer" werden die Orte und deren Bewohner so beschrieben, als käme es bei einer OOBE zu Besuch in einem fremden Land in einer unbekannten Welt, in der exotische Dinge und Leute gesehen werden. Die Gegebenheiten dort sind oft derart fremdartig, abstrus und ungewohnt, dass sie nur unvollständig und nur annähernd zu beschreiben sind. Es gibt einige Reiseberichte, die von der Astralebene erzählen (z.B. "Astral Plane" von Leadbeater oder die Bücher von Robert Monroe und Werner Zurfluh). Bei den "Reisebeschreibungen" entsteht aber meistens der Eindruck einer effektiven Ortsveränderung im Sinne einer Autofahrt oder einer Ferienreise. Aber selbstverständlich gibt es keine physische Ortsveränderung in einem dreidimensionalen Raum. Vielmehr handelt es sich um eine Zustandsänderung des Bewusstseins. Daraus ergeben sich Millionen Nuancen in bezug auf die Bewusstheit, und diese unterscheiden sich im OOBE-Zustand teilweise massgeblich vom Alltagsbewusstsein.

Dieser Aspekt soll mittels Charakterisierung des "OOBE-Zustandes" erörtert werden, denn es bestehen eben grosse Unterschiede zu dem Bewusstsein, das im Alltag vorherrscht - auch wenn es etliche Bezüge gibt.

7.1. Das Problem der Beschreibung einer OOBE

Die Sprache bietet im allgemeinen recht armselige Ausdrucksmöglichkeiten, wenn es darum geht, ausserkörperliche Erfahrungen zu beschreiben. Der Grund hierfür ist vor allem einmal darin zu sehen, dass Sprache dafür geschaffen wurde, dem Menschen in seinem Alltagsleben eine Orientierung zu geben. Im Alltag soll der Mensch zurechtkommen und sich auf dieser Ebene mit seinen Mitmenschen verständigen können. Deshalb darf es nicht verwundern, dass sich Vieles, was ausserkörperlich geschieht, nicht in Worte fassen und erzählerisch vermitteln lässt. Das ist in etwa dasselbe Problem wie bei den Träumen und den mystischen Erfahrungen. Auch in diesen Erfahrungsbereichen geschehen die seltsamsten Dinge. Und diese sind oft nur sehr schwer und meist nur kläglich annähernd in Worte zu fassen.

Es kommt beispielsweise zu Ortsveränderungen, bei denen Räume und sogar Landschaften und Welten sich überblenden und sich durchdringen - und dabei verschmelzen. Auch der lineare Zeitablauf kann sich auflösen und sich sogar umdrehen. Die Wirkung wird zur Ursache, die Ursache ändert sich. Es kommt zu Zeitdehnungen und zur Verlangsamung des räumlichen Geschehens. Es entstehen Zeit- und Raumblasen, schwammartige Labyrinthe oder kippende Wellenfronten. Oder es ploppen heilige Räume in sich durchdringenden Kristallen zu wabbernden Seifenblasen auf.

Wie soll das alles einigermassen verständlich beschrieben werden können? Letztlich lässt es sich nur umschreiben und ausführlichst erzählen, denn die Sprache bietet keine Möglichkeiten, die allgemein verständlich wären. Aus diesem Grunde sind neue Wörter wie "lockmold" (Feineinstellung) und "void" (Leere) zu bilden und möglichst genau zu umschreiben bzw. zu charakterisieren.

Dies alles gilt es zu bedenken, wenn Berichte über ausserkörperliche Erfahrungen gelesen werden. Und es ist daran zu denken, dass es völlig sinnlos ist, OOBEs auf der Ebene des Physikalischen zu interpretieren und mit den Worten einer Normalsprache zu erfassen. Es entsteht bei unvorsichtigem Hinsehen schnell einmal ein Bild, das der OOBE überhaupt nicht gerecht wird. Ohne Imagination, Offenheit und Resonanz in bezug auf das eigene Erleben ist es unmöglich zu verstehen, weshalb eine OOBE so und nicht anders beschrieben wird. In der Welt der OOBEs ist das Unmögliche möglich und wird das Undenkbare zum realen Geschehen.

7.2. Der Zustand des Bewusstseins während einer OOBE

Während einer OOBE ist das Bewusstsein zumindest insofern ganz anders als im Alltag, als andere Bewusstseinsinhalte gegeben sind. OOBEs (Astralprojektionen) bzw. luzide Träume sind prinzipiell dadurch charakterisiert, dass die Person gewissermassen die Wachheit, die im Alltag besteht, in die nächtlichen Traumwelten mit hinüber nimmt. Dabei handelt es sich nicht um eine 1:1 Übernahme, vielmehr vermischen sich Wach- und Traumpersönlichkeit, weshalb keine absolute Identität zwischen den beiden besteht.

wz: ... weil die Bewusstseins-Inhalte eben NICHT identisch sind. Ich unterscheide strikt zwischen Ich-Bewusstseinskontinuität (BK) und Bewusstseinsinhalt (m/n) und habe das Konzept der BK 0/0 und BK m/n bereits mehrfach erläutert. Don DeGracia kennt meinen Ansatz natürlich nicht und versucht die ganze Sache eben auf seine Art zu beschreiben. Aber auch so wird klar, dass er und ich derselben Meinung sind.

Das erlebende Ich ist nicht nur in einem Bereich, der ihm völlig fremd ist, es ist auch nicht dasselbe wie tagsüber und funktioniert und reagiert gedanklich und emotional zum Teil ganz anders. Die subtilen Unterschiede in bezug auf die Bewusstheit während einer OOBE werden später erläutert. Wichtig ist vorerst mal, dass daran gedacht wird, dass der Bewusstseinszustand während einer OOBE ein total anderer ist als der alltägliche.

7.3. Ist die OOBE-Welt subjektiv oder objektiv?

Während einer OOBE hat das Ich bekanntlich das Gefühl "ausserhalb" seines physischen Körpers zu sein. Ferner ist es der festen Überzeugung, Subjektives sei absolut real und objektiv. Daraus ergibt sich ein seltsames Problem in bezug auf das Verständnis einer OOBE: Handelt es sich um etwas Reales oder ist alles bloss ein Produkt der Fantasie des erlebenden Subjektes?

Nun denn - dies, d.h. die Frage, ob OOBEs subjektiv oder objektiv seien, lässt sich bis zum St. Nimmerleinstag disputieren. Aber im Grunde ist das völlig egal, denn es handelt sich hier in erster Linie einmal um eine Erfahrungsgewissheit. OOBEs sind für jene, die sie erleben REAL. Die EREIGNISSE finden IRGENDWO statt. Und es spielt dabei überhaupt keine Rolle, ob die Dinge nur imaginativ geschehen.

Allerdings sollte daran gedacht werden, dass sich während einer Astralprojektion die Frage gar nicht stellt, ob das Geschehen objektiv oder rein subjektiv ist, denn Subjektives kann objektiv und Objektives subjektiv werden.

wz: Dem ist normalerweise schon so. Wer sich jedoch intensiv mit Erkenntnistheorie auseinandersetzt, wird sich vielleicht eines Tages auch während einer OOBE solche Fragen stellen.

7.4. Der Hüter der Schwelle

Als ich mit Astralprojektionen anfing, las ich ein Buch von Sepherial (?), in dem der Weg zum Okkultisten beschrieben wird (genauere bibliographische Angaben kann ich keine machen, da ich das Buch bereits vor Jahren weitergegeben habe). Dieses Buch war wichtig für mich.

Als erstes - so hiess es da - gelte es, Angst und Furcht zu überwinden. Dies könne, sagte Sepherial, durch ein Studium der auslösenden Ursachen bewerkstelligt werden. Zudem sei sorgfältig zu beobachten, wie sich das Herz gleich zu Beginn der aufkommenden Angst in der Brust verkrampfe - und sich dann die Verspannung in die Bauchzone und in die Arme und Beine ausbreite.

Sepherial wies ferner darauf hin, dass es sehr wichtig sei, deutlichst zu verspüren, dass Angst und Furcht einzig und allein Konstrukte sind, die von uns selbst produziert werden. Sobald wir uns aber mit okkulten Dingen auseinandersetzen, darf es NICHTS mehr geben, das Ängste auslöst. Angst müsse durch Verstehen ersetzt werden, denn Verständnis erübrige panikartige Furcht. Angst und Furcht sind zu vermeiden, indem den Dingen Respekt entgegengebracht wird.

Oft fürchtet der Mensch Dinge, die überhaupt nicht gefährlich sind. Diese Art von ängstlicher Furcht ist am schlimmsten - nicht nur für den Okkultisten - denn sie beruht einzig und allein auf den eigenen Vorstellungen, ist völlig grundlos und muss dringendst ausgemerzt werden.

Das war meine erste Lektion in Okkultismus. Und es war gut, dass ich mir das Gesagte zu Herzen nahm, denn bei meinen ersten Astralprojektionen ging es vor allem einmal darum, Angst und Furcht zu überwinden.

Zunächst ein Beispiel der eher "harmloseren" Art: Die ersten Astralprojektionen geschahen bei mir spontan vor etwa fünf Jahren. Ich dachte damals, es handle sich bloss um etwas seltsame Träume - aber es waren definitiv OOBEs.

Ich legte mich hin, um ein Mittagsschläfchen zu machen. Das nächste, woran ich mich erinnern kann, ist, dass ich knapp unter der Schlafzimmerdecke schwebte und mich dabei drehte. Ich war total überrascht und hatte nicht die geringste Ahnung, was da mit mir geschah.

Es war hingegen äusserst beunruhigend, und ich ängstigte mich grauenhaft - und war effektiv zu Tode erschrocken. Aber da war gleichzeitig auch eine merkwürdige Empfindung: Einerseits hatte mich die Angst gepackt, andrerseits wusste ich, dass die Angst völlig grundlos war. Voller Neugier versuchte ich herauszufinden, was mich denn dazu veranlasst haben könnte, unter der Zimmerdecke zu schweben und herumzuwirbeln. Ich schwankte hin und her zwischen Neugier und Angst, doch schliesslich - nach etwa30 Sekunden - überwog die Angst. Und dann lag ich wieder wach im Bett. Die Angst war jetzt verflogen, aber nun war ich echt neugierig.

Bei meiner zweiten Astralprojektion zu derselben Zeit im Alter von etwa 15 Jahren geschah dasselbe. Erst Jahre später erinnerte ich mich wieder daran. Das geschah mit 22 Jahren, als ich den Sachverhalt "Astralprojektion" kennen lernte. Da vermutete ich, dass jene Erfahrungen zu demselben Phänomenkreis gehören. Wenn dies der Fall war, dachte ich, dann müsste es mir doch möglich sein, die Erfahrung zu wiederholen. Und so begann ich bewusst mit dem Projekt "Astralprojektion".

Bei den ersten Malen benutze ich die Trance-Methode, die ich dabei laufend ausarbeitete und weiterentwickelte. Zuerst sagte ich mir einfach nur, dass ich austreten wolle und schlief dann mit der Zeit ein. Doch nach etlichen Versuchen funktionierte es! Ich wurde mir meiner selbst bewusst, NACHDEM der physische Körper eingeschlafen war! Und es war wie damals in meiner Jugendzeit: Ich hatte schreckliche Angst, obwohl es dafür nicht den geringsten Grund gab. Bei den nächsten beiden Versuchen geschah exakt dasselbe, doch bei der dritten OOBE war die Angst verschwunden - und sie kam nie wieder.

Die Angst war also bei den ersten Malen einfach da - grundlos und wie aus dem Nichts. Dann verschwand sie wieder und war wie weggeblasen - scheinbar ebenso grundlos. Einem Freund - auch ein erfahrener Astralprojektor - ging es gleich wie mir. Nun ist zu vermuten, dass dieses Gefühl der Furcht etwas mit der Abtrennung des Bewusstseins vom physischen Körper zu tun hat und sozusagen instinktiv geschieht. Plötzlich ist Bewusstheit nicht mehr mit physischer Körperlichkeit identisch. Dieses Gefühl dürfte einen Schock auslösen und Panik erzeugen. Erst wenn das Ich sich daran gewöhnt hat, dass die Existenz bei einer OOBE nicht die Wachheit des Körpers zur Bedingung hat, verschwindet die Angst. Es besteht kein Grund mehr, sich fürchten zu müssen. Das Ich weiss jetzt, dass es NICHT identisch mit dem Körperzustand ist..

Keineswegs alle erleben diese VÖLLIG HARMLOSE Art der Angst. Hier geht es nur darum, dass einem diese Eventualität bekannt ist und man sich keine unnötigen Sorgen macht.

Jetzt zum zweiten Typ der Angst, mit dem ich es bei den OOBEs zu tun bekam. Sie hat mit etwas zu tun, das ich die "dunkle Seite" nennen möchte. Diese Erfahrungen waren absolut schreckerregend und grauenhaft - und es GAB einen Grund für die Angst und den Terror. Hier Auszüge aus meinen Erfahrungen der "Dunklen Seite":

Ich erinnere mich bloss noch daran, dass ich den physischen Körper irgendwie verlassen hatte - oder dass ich plötzlich luzid geworden war. Doch egal wie das auch geschehen sein mochte, als erstes führte ich ein paar Experimente durch. ... Dann stand ich neben dem im Bett liegenden Körper im Schlafzimmer. Draussen war es taghell, aber ich wusste genau, dass es hätte dunkel sein müssen, denn es war Schlafenszeit und deshalb mitten in der Nacht. Erstaunlich! Und dann schien die westliche Wand des Zimmers verschwunden zu sein. Ich schwebte in den "neuen" Raum hinüber, drehte mich um und konnte ins Schlafzimmer sehen.

Mein Zweitkörper, der gut 30 Zentimeter über dem Boden schwebte, hatte Arme und Beine. Voller Begeisterung bewegte ich mich hin und her, wobei der Körper dank der Luzidität bestens zu spüren war. Laut begann ich zu rufen. Es geschah dasselbe wie letzte Nacht: Meine Stimme war völlig normal zu hören, aber bei einem Sprechversuch kamen die Worte nur verlangsamt raus.

Ich fühlte mich grossartig und experimentierte spielerisch mit den Bewegungen und der Stimme. Aber plötzlich beschlich mich eine dumpfe Angst. Ich fühlte mich beobachtet! Und dann sah ich ihn drüben im Schlafzimmer, in dem alle Fenster wie Türen weit offen standen. Und in einem der Fensterrahmen war eine Gestalt und blickte zu mir hin - ein Mann. Er war gross, schlank und pechschwarz. Mehr wie eine Silhouette wirkte die Figur. Wenn da nicht die blitzenden, bösartigen und tiefroten Augen gewesen wären, ich hätte gedacht, es wäre nur ein Schatten.

Es waren bloss Augenschlitze, Öffnungen ohne irgend etwas, etwa in der Art von Lidern oder Pupillen. Und sie blickten in meine Richtung. Ich dachte, das Wesen könne mich nicht sehen. Aber in dem Moment starrte es mich direkt an. Ich bekam es immer mehr mit der Angst zu tun, denn nun schien sich die Gestalt zu bewegen und sich mir langsam zu nähern. Fluchtartig versuchte ich zurück ins Bett zu gelangen und in den Körper hineinzuspringen, um wieder zu erwachen. Schon schwebte ich über dem Körper. In der Zwischenzeit aber war das Ding bereits näher gekommen!

Da erinnerte ich mich an das Buch von Sepherial! Dort war eine magische Formel angegeben, die vor bösen Kräften schützt. Der Autor behauptete, der Zauberspruch sei sehr wirksam und stamme aus dem alten Atlantis. Ich hatte den in einer mir unbekannten Sprache verfassten und mir total unverständlichen Spruch auswendig gelernt (mittlerweile habe ich ihn vergessen). Nun schien die Zeit gekommen, den Spruch aufzusagen, also wiederholte ich ihn in Gedanken mehrmals. Und es funktionierte tatsächlich! Es geschahen die seltsamsten Dinge und zu guter Letzt lag ich zur Hälfte im physischen Körper.

Die dunkle Gestalt war verschwunden. Über mir war nun so etwas wie eine Schaufensterpuppe mit einem unecht wirkenden Gesicht in der Art eines Cartoon-Alligators zu sehen. Ich biss in ihren Arm. Nichts geschah. Nur der Gesichtsausdruck wirkte jetzt etwas vertrottelt. Aber ich war in Panik und packte krampfhaft ihren Arm und hielt mich verzweifelt daran fest. Ich wollte unbedingt im physischen Körper erwachen und wackelte hin und her. Ich dachte, dass mich eine Bewegung des Körpers zwingend aufwecken würde.

Doch gar Seltsames geschah. Das Schütteln liess mich regelrecht in den physischen Körper "hineinsinken", wobei - so unglaublich das auch scheinen mag - zwei übereinander gestaffelte Sehfelder getrennt voneinander erkennbar wurden. Dabei gab es keine Überblendung und keine Vermischung. Die Sehfelder blieben fein säuberlich getrennt. Das obere entsprach dem Sehfeld des Zweitkörpers und zeigte ein helles Schlafzimmer. Im unteren war das Zimmer so zu sehen, wie es des Nachts in der Dunkelheit ist. Zwischen den beiden Feldern gab es sogar ein deutlich sichtbare Demarkationslinie! So was hatte ich noch nie erlebt! Eine Halbierung des Gesichtsfeldes!

Ich gab mir alle Mühe, mit dem physischen Körper zu wackeln. Dabei rutschte ich sozusagen vom oberen in das untere Sehfeld hinunter, wobei der obere Teil aufstieg und sukzessive verschwand. Sobald ich mich aber entspannte, stieg ich wie ein Körper im Wasser zur Oberfläche und das obere Sehfeld vergrösserte sich. Da ich jedoch nicht "auftauchen" wollte, gab ich mir alle Mühe, den physischen Körper schüttelnd zu bewegen - und glitt wieder hinunter. Das wiederholte sich ein paar Mal! Es war entsetzlich und erschreckte mich fast zu Tode! Die Falle schien zugeschnappt zu sein! Ich schüttelte und schüttelte mich und war von Panik zerfressen nahe der Auflösung. Und wieder schüttelte und schüttelte ich mich - und erwachte endlich im Bett!

Ich lag im Bett! Der physische Körper hatte von all dem Schütteln und dem Bewegen überhaupt nichts abbekommen, und die Bettlacken waren nicht zerwühlt. Aber ich war total aufgewühlt und in Panik und fest davon überzeugt, dass in jedem Moment etwas grauenhaft Böses aus der Wand springen könnte, mich niedersticht und tötet. Es waren absolut dieselben Gefühle wie vorher. Was zum Teufel war das für ein dunkles Wesen, das mir einen derartigen Schreck eingejagt hatte?

Diese Erfahrung der "Dunklen Seite" beunruhigte mich sehr. So sehr, dass ich es nicht einmal mehr wagte, eine Astralprojektion durchzuführen, denn es war zu vermuten, dass das unbekannte Wesen beim nächsten Mal wiederum erscheinen und mich hartnäckig verfolgen wird.

Mit einem Freund, der ebenfalls OOBE-Erfahrungen gemacht hatte, diskutierte ich das Geschehen. Nach etwa einer Woche kamen wir zum Schluss, dass die "Dunkle Seite" ein Ausdruck von mir selber sein musste. Irgendwie hatte sich AUSSERHALB meiner Prson all das, was an mir schlecht und böse war, zu einer dunklen Schattenfigur verdichtet. Und dieser Schatten verfolgte mich jetzt in der Astralprojektion. Ob dies der Wahrheit entsprach oder nicht, war mir völlig egal. Mein Entschluss stand fest: Die Figur verkörpert meinen Schatten!

Aber wenn die Gestalt ein Aspekt meiner selbst war, brauchte ich sie ja nicht zu fürchten. Statt dessen musste ich ihr entgegentreten und sie dadurch zum Verschwinden bringen, dass ich mich bewusst mit meiner eigenen Schattenhaftigkeit auseinandersetzte. Es bestand somit kein Grund, mich bei einer weiteren Begegnung zu ängstigen und davonzulaufen. Ich nahm mir vor, eine direkte Konfrontation einzugehen - auch wenn dies zu einem Ringen und Kämpfen werden sollte.

Bei der nächsten Astralprojektion geschah folgendes:

Obwohl ich eigentlich - seit jener Begegnung mit der "Dunklen Seite" - keinen Mumm mehr hatte, ging ich mit dem festen Vorsatz zu Bett, eine Astralprojektion durchzuführen. Dies vor allem auch deswegen, weil ich das Gefühl hatte, nunmehr verstanden zu haben, was mit dem "dunklen Wesen" gemeint sein könnte. Dies gab mir den für eine eventuelle Begegnung notwendigen Rückhalt.

Nach einigen abenteuerlichen Sequenzen kehrte ich wieder - im Bewusstsein des ausserkörperlichen Zustandes - ins Schlafzimmer zurück. Draussen war es taghell. Ich wusste, dass es auf der physischen Ebene Nacht war und dass der Körper im Bett lag und schlief.

Beim Umsehen stellte ich verblüfft fest, dass es eine Tür in einer Wand des Zimmers gab. Der Durchgang hatte keine materielle Entsprechung. Das weckte meine Neugier, ich ging hin, durchschritt die Pforte und schaute mich um. Total erstaunt stellte ich fest, dass ich mich mitten in einem Schloss befand! Ich erinnerte mich daran, dass die Räume der Astralebene oftmals einen versteckten Ausgang haben, der zu einem geheimnisvollen Ort führt.

Dieses Schloss war riesengross und wunderhübsch ausgebaut - und das Dekor wirkte recht modern. Ich schlenderte herum und kam schliesslich in ein Zimmer. Hinter dem Fenster war ein langes, geschindeltes Dach zu sehen. Ich kletterte auf das sonnenbeschienene Dach hinaus und traf eine junge Frau. Es kam zu einem (nicht mehr erinnerbaren) Gespräch. Ich schaute mich um. Die Gegend kam mir zwar bekannt vor, aber ich konnte sie nichts Bekanntem zuordnen. Bald einmal flog ich vom Dach runter, denn ich wollte die Gegend erkunden. Aber in diesem Moment schwächte sich die "Feineinstellung" ab, es kam zur Destabilisierung und zu einem Blackout.

Und wieder stand ich luzid und ausserkörperlich im Schlafzimmer neben dem Bett. Die Tür zum Schloss hinüber war immer noch da. Aber am Fussende meines Bettes sass jetzt eine pechschwarze Gestalt in zusammengekrümmter Stellung. Ein einziger Gedanke durchschoss mich blitzartig: "Die Dunkle Seite ist hier"!

Ich bekam sofort weiche Knie und hatte den Bammel. Aber gleichzeitig wusste ich auch um meinen Entschluss! Die Zeit für eine Konfrontation war gekommen! Das Wesen schien geschwächt und hockte zusammengekauert am Fussende des Bettes, fast wie eine Puppe. Langsam ging ich zu ihm hin und sagte: "Was willst du von mir? Wer bist du? Bist du ein Teil von mir? Ich liebe dich!"

In dem Masse, wie ich der bewegungslosen Gestalt näher kam, verringerte sich meine Furcht. War das Wesen tot? Ich packte seinen Kopf und schaute in seine Augen. Dabei wiederholte ich immer wieder den Satz: "Ich liebe dich!" Das Gesicht wirkte völlig leblos, die Augenhöhlen waren klaffend leer. Ich umschloss den Schädel und drückte fest zu. Da zerbarst der Kopf wie eine dünne trockene Schale und zerfiel schliesslich zu Staub. Und ununterbrochen schrie ich: "Ich liebe dich!"

Mir war klar, dass sich in all dem einzig und allein meine Unfähigkeit ausdrückte, offen und ehrlich zu mir selber zu sein. Das Wesen verkörperte meine Ängste und meine Furcht - und meinen Hass auf andere und auf mich selber. Jetzt zerbröselte all das in meinen Händen zu Staub. Unendliche Freude erfüllte mich. Zu guter Letzt gab ich dem ganzen Haufen einen heftigen Tritt - mit einem unsäglichen Gefühl des Triumphes. Meine "Dunkle Seite" war tot!

Wie ein kleines Kind rannte ich durch die Tür ins Schloss hinüber - jubelnd und jauchzend, voller Stolz über meinen Sieg. Dann kehrte ich um und hüpfte lärmend wieder zurück ins Schlafzimmer. Die zerbröckelte Gestalt lag immer noch am Fussende des Bettes. Laut schrie ich sie voller Verachtung an: "Du bist tot!" und hüpfte dabei voller Freude auf und ab. ...

Da ich der Dunklen Seite seit dieser Erfahrung niemals mehr begegnet bin, ist anzunehmen, dass mein Verhalten richtig war. Es gab dann nach diesen Begegnungen keine Konfrontationen mehr mit meinen persönlichen Schattenseiten im Zusammenhang mit einer Astralprojektion. DIESE Erlebnisse stellen aber NUR ein ganz kleiner Teil jener Gruppe von ausserkörperlichen Erfahrungen dar, die deutlich darauf hinweisen, dass das Subjektive auf der physischen Ebene ausserkörperlich zu einer objektiven Gegegebenheit werden kann.

Ein Jahr nach der Auseinandersetzung mit der Dunklen Seite las ich zu meiner Überraschung in einem Buch von Manly Hall etwas über einen "Hüter der Schwelle". Manly Hall schreibt, dass ein angehender Okkultist als erstes einem "Hüter" begegnen werde. Diesen Hüter beschreibt er im wesentlichen so, wie ich die Dunkle Seite erlebt hatte, nämlich als ein Wesen, das die eigenen Schattenseiten personifiziert. Und mit diesem "Hüter der Schwelle" sah ich mich tatsächlich schon kurz nach dem Erlernen der Technik der Astralprojektion konfrontiert. Manly Hall schreibt, dass ein angehender Okkultist unbedingt Angst, Furcht und Unwissenheit überwinden müsse. Ausserdem betont er, dass es um Selbsterkenntnis gehe - und auch darum, das Gute zu realisieren und das Schlechte auszumerzen.

Nun stellt sich natürlich die zentrale Frage, ob die Erschliessung des OOBE-Zustandes unter allen Umständen eine Konfrontation mit dem eigenen "Hüter der Schwelle" notwendig macht. Nun kenne ich doch einige Leute, die Astralprojektionen erlebt haben, aber NIEMALS dem "Hüter der Schwelle" begegnet sind. Ich kann also nicht sagen, ob eine derartige Begegnung mit der Schattenseite auch für SIE notwendig sein wird, wenn Sie daran gehen, sich den Erfahrungsbereich "Astralprojektion" zu erschliessen. Zu einem Individuationsprozess gehört zwar die Bewusstwerdung der eigenen Schattenseiten, aber diese Bewusstwerdung muss keineswegs zwingend im OOBE-Zustand in einer derart dramatischen Form geschehen.

Schliesslich gibt es ebenso viele Wege wie es Menschen gibt. Wissen kann man erst im nachhinein, wie der Weg beschaffen war, den jemand gegangen ist. Deshalb erzähle ich von meinen Erfahrungen. Dadurch wird es Ihnen vielleicht eher möglich sein, sich auf Eventualitäten einzustellen, entsprechend zu reagieren und jene Dinge bewusst zu machen und zu überwinden, die Grauenhaft scheinen. Denn ein "Hüter der Schwelle" personifiziert stets etwas Fürchterliches, das tief in einem selbst drin steckt und nun bildhaft zur Darstellung kommt.

Das wirklich Gefährliche am "Hüter der Schwelle" ist, dass er als eine äussere, objektive Gefahr betrachtet wird, mit der sich das Ich NICHT auseinandersetzen kann. Wer den "Hüter der Schwelle" so betrachtet, bleibt von seiner Angst und Furcht gefesselt und kann sie niemals überwinden. Es braucht also Mut und Einsicht, um über diese Schwelle und am Hüter vorbeizugehen.

Ein ganz wesentlicher Aspekt der OOBEs besteht demzufolge darin, dass sie einen therapeutischen Effekt haben. Der "Hüter der Schwelle" ist ein treffendes Beispiel dafür, wie sich im OOBE-Bereich subjektive Gegebenheiten in objektive verwandeln.

wz: Die erste (relativ banale) Schwelle, die es im Zusammenhang mit der OOBE zu überschreiten gilt, ist die Prägung durch ein Weltbild, das u.a. besagt, das Ich sei mit dem Zustand des physischen Körpers identisch. Weitere Hindernisse sind Anschaungen wie: Das Ich würde unbewusst, wenn der Körper einschläft; Bewusstheit sei auf den Wachzustand des Körpers beschränkt; luzides Träumen sei unmöglich usw.

Die zweite Schwelle ist die Domäne des (kleinen) Hüters der Schwelle und betrifft die Bewusstwerdung des persönlichen Schattens.

Eine dritte Schwelle mit den (grossen) Hütern der Schwelle betrifft die familiären und schliesslich die kollektiven Schattenaspekte. Sie ist insbesondere deswegen nicht mehr so "leicht" zu überschreiten, weil sich hier Subjekt- und Objektkomponenten derart vermengen und überschneiden, dass es grundsätzlich unmöglich wird, die Dinge vollständig aufzulösen. Es kann sogar sein, dass es für das Ich ziemlich gefährlich wird und es grosser Anstrengungen und sogar des Schutzes "göttlicher" Wesen bedarf, um Verletzungen der eigenen Person zu verhindern und eine Inflation zu vermeiden.


ENDE VON Datei 7
AP_7. TXT
FILE 7 of 15 - CompuServe Astral Projection Class by Don DeGracia, 1994


Textanfang

Astralprojektion Teil 8


Astral Projection Class on CompuServe by Don DeGracia.
Amerikanischen Texte: © 1994 Don DeGracia
Ohne ausdrückliche Erlaubnis des Autors und der Übersetzer und Kommentatoren darf von diesem Material nichts veröffentlicht werden. - Don DeGracia hat sich freundlicherweise damit einverstanden erklärt, daß seine Texte übersetzt und kommentiert werden.

Konvertierung zu HTML Oktober 2000
Homepage: http://www.oobe.ch
e-mail: werner.zurfluh@surselva.ch
©Werner Zurfluh